Das Investieren an der Börse gilt gerade in Zeiten des Niedrigzinses als attraktive Lösung für langfristiges Sparen. Doch nur etwa jeder sechste Deutsche über 14 Jahre besitzt Aktien oder Aktienfonds. Robo-Advisors unterstützen bei der praktischen Umsetzung und Verwaltung – von der Auswahl der Anlageklassen und Fonds bis zum Kauf. Was es dabei zu beachten gilt, weiß Andreas Wagner, Finanzexperte der Ideal Versicherung.
Für wen eignen sich die Dienste von Robo-Advisors?
Robo-Advisors unterstützen Privatanleger, die nicht in Eigenregie an der Börse investieren wollen. Die ersten Anbieter dieser digitalen Anlagehelfer sind seit 2014 auf dem Markt. Neben etlichen Start-ups sind mittlerweile auch etablierte Geldinstitute dabei, die für ihre Kunden eine auf Algorithmen basierende Kapitalanlagestrategie umsetzen.
Bei Inanspruchnahme von Robo-Advisors fallen geringere Gebühren an als bei einer fondsbasierten Geldanlage, die der Berater einer Bankfiliale vermittelt. Üblicherweise beginnen die Gebühren inklusive der Fondskosten etwa bei einem halben Prozent der jährlichen Anlagesumme.
„Sparer, die sich für einen Robo-Advisor entscheiden, müssen allerdings auf den Service eines persönlichen Ansprechpartners verzichten können“, so der Finanzexperte Andreas Wagner. Damit sind die Anbieter in erster Linie für eine digitalaffine Zielgruppe attraktiv.
Welches Vorwissen sollten Sparer mitbringen?
„Robo-Advisors sind für all diejenigen Sparer eine gute Wahl, die ihr Geld anderenfalls nur auf dem Bankkonto liegen lassen würden“, fasst Wagner zusammen. Denn sie bieten die Möglichkeit, das eigene Vermögen durch die Chance auf hohe Renditen zu vermehren.
Robo-Advisors unterstützen bei der Auswahl geeigneter Fonds und garantieren ein zum Risikotyp passendes Portfolio. „Voraussetzung ist ein Vorwissen im Bereich Fonds und ETFs“, so der Ideal-Experte.
Denn bei Robo-Advisors kommen Sparer nicht um den Anbietervergleich herum. „Hierbei ist es beispielsweise hilfreich, den Unterschied zwischen aktiv und passiv agierenden Robo-Advisors zu kennen“, erläutert Wagner. Aktive Robo-Advisors verteilen die Vermögenswerte um und stützen sich dabei auf Marktprognosen.
Passive Robo-Advisors investieren dagegen immer in die gleichen, anfangs gewählten Fonds und schichten das Vermögen in regelmäßigen Abständen lediglich so um, dass die ursprüngliche Gewichtung zwischen einzelnen Fonds nach unterschiedlicher Wertentwicklung wiederhergestellt ist.
Ebenso sollten Sparer über die grundsätzlichen Chancen und Risiken der Anlageklassen – etwa Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe – informiert sein. Denn im Falle eines Börsentiefs schützt auch ein Robo-Advisor nicht vor zeitweisen Wertverlusten.
Was ist bei der Wahl des Anbieters zu beachten?
Bei der Wahl des Anbieters empfiehlt es sich, die Gebühren für Fonds und Verwaltung zu vergleichen. Als Richtwert gilt: „Die jährlichen Gebühren sollten maximal ein Prozent des Anlagebetrags ausmachen“, rät der Experte.
Ein wichtiger Aspekt – insbesondere bei der Geldanlage in Wertpapieren – sei die Diversifizierung. Das heißt, das Portfolio deckt unterschiedliche Branchen weltweit ab. So werden Schwankungen am Kapitalmarkt besser ausgeglichen.
Für Sparer ist außerdem die angegebene Mindestanlage von Bedeutung: Diese sollte niedrig angesetzt sein und den fünfstelligen Bereich nicht überschreiten. Abhängig vom jeweiligen Anbieter können Kunden eines Robo-Advisors das Depot auch kurzfristig auflösen oder Teilbeträge entnehmen. „Allerdings wird bei dieser Art der Anlage meist von einem langfristigen Anlagehorizont ausgegangen“, sagt Wagner. Bei einem Ausstieg nach kurzer Zeit könnten Wertverluste die Folge sein.
Start mit dem Robo-Advisor
Nachdem die Wahl für einen Anbieter gefallen ist, füllt der Interessent einen Online-Fragebogen aus. „Damit werden seine finanziellen Verhältnisse, der gewünschte Anlagebetrag, sein Finanzwissen und seine Risikobereitschaft abgefragt“, erklärt Wagner.
Nach Auswertung dieser Angaben ermittelt der Robo-Advisor ein passendes Portfolio. Stimmt der Sparer dem Vorschlag zu, schließt er mit dem Anbieter einen Vermögensverwaltungsvertrag ab. Der digitale Anlagehelfer übernimmt dann die Eröffnung des Depots sowie die Ein- und gegebenenfalls Verkäufe an der Börse.
„Auf diese Weise entfällt für den Sparer die technische Umsetzung. Er muss dem Anbieter lediglich die vereinbarte Anlegesumme zur Verfügung stellen“, so Wagner. Zudem erhält er vom Robo-Advisor regelmäßig einen Bericht über die Entwicklung des Portfolios.
Wie sieht die Zukunft aus?
Einige Fachleute sehen Robo-Advisors kritisch, da sie sich noch nicht langfristig beweisen konnten. Immerhin: Die Bewährungsprobe zum Zeitpunkt des Brexit-Referendums haben sie unbeschadet überstanden.
Die Portfolios der Anbieter – 2016 waren bereits gut ein Dutzend Robo-Advisors auf dem deutschen Markt – verbuchten zum Zeitpunkt des Referendums keine schwerwiegenden Verluste. Auch technisch lief in diesen ereignisreichen Tagen alles einwandfrei.
„Für Unsicherheit sorgt, dass viele Start-ups keine Angaben zu dem von ihnen verwalteten Vermögen machen. Immer wieder verschwinden Anbieter vom Markt“, weiß der Experte. In den USA haben sich Robo-Advisors insbesondere im Bereich der Altersvorsorge bereits durchgesetzt. Ob diese Entwicklung auch in Deutschland stattfinden wird, bleibt abzuwarten.
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