Robo-Advisor: Ein Erfolgsmodell für die Vermögensverwaltung

Der Finanzsektor ist im Wandel

Der gesamte Finanzsektor befindet sich im Wandel, und in den nächsten fünf bis sieben Jahren werden bedeutende Entwicklungen zu erwarten sein. Während die Verkleinerung der Banken und das Verschwinden klassischer Bankmodelle bereits spürbar sind, stehen Robo-Advisor vor der Herausforderung, flächendeckend akzeptiert zu werden. Die Integration technologischer Lösungen ins Wealth Management bietet Beratern die Chance, individuelle Kundenbedürfnisse besser zu erfassen und darauf zu reagieren. Dabei ist auch die Auseinandersetzung mit den regulatorischen Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) unerlässlich, um Compliance zu gewährleisten und das Vertrauen der Kunden zu stärken.

Potenziale bleiben unerschlossen

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Robo-Advisor die Zukunft des Wealth Managements entscheidend prägen können. Mindestens aber werden Sie die Zukunft des Private Bankings sein, also für Kunden unterhalb von zehn Millionen Euro Anlagevolumen essenziell werden. In ihrer aktuellen Ausgestaltung bleiben jedoch viele Chancen ungenutzt. Von zentraler Bedeutung ist die flächendeckende Integration des technologischen Fortschritts in die Beratungsprozesse. Finanzmanagement wird nicht mehr als statischer Prozess verstanden, sondern als dynamisches Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Die Stärkung der menschlichen Beratung durch gezielte Automatisierung wird der Schlüssel zum Erfolg der zukünftigen Vermögensverwaltung sein. Finanzberater, die diesen Wandel proaktiv gestalten, werden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erlangen.

Es besteht viel Handlungsbedarf

Vermutlich ist dies also der Zeitpunkt, an dem stark fremdfinanzierte Fintechs ihre Geschäftsmodelle bzw. Wertschöpfungsketten überdenken müssen. Investoren sind nicht mehr bereit, Jahresfehlbeträge auszugleichen und lassen Anschlussfinanzierungsrunden ausfallen. Robo-Advisor, die hingegen organisch und aus dem Cashflow heraus wachsen, sind am Ende diejenigen, die am Markt übrig bleiben.

Inhouse gestartete Robo-Advisor erreichen zudem kaum die Ertrags- und Margenerwartungen des Managements und werden wahrscheinlich mangels Ergebnisbeitrag wieder eingestellt. Das Schlimmste, was dem Robo-Advisor passieren kann, ist eine zu tiefe Verankerung in der Aufbau- und Ablauforganisation. Dann überwiegen die Interessen der traditionellen Private-Banking-Einheiten und der Robo-Advisor wird intern aufs Abstellgleis geschoben. Kurzfristig ertragreiches Geschäft ist für Geschäftsbanken eben wichtiger als strategische Investitionen.

Mein dringender Appell lautet daher: Wer als Bank oder Vermögensverwalter heute nicht in die Zukunft des Robo-Advisor investiert, wird es in Zukunft schwer haben, vom vermögenden Kunden akzeptiert zu werden. Das moderne Image ist schnell dahin, wenn traditionelle Prozesse nicht zeitgemäß erneuert werden. Meine Prognose ist, dass bis auf wenige Ausnahmen nur anleger- und bankenunabhängige Robo-Advisor mit eigener Markenidentität die Wealth-Management-Landschaft in der DACH-Region kundengerecht ergänzen werden.

Autor Stefan Schmitt ist Geschäftsführer von Inno Invest.

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