Zu Beginn würde ich gerne mit Ihnen über die Coronakrise sprechen. Wie bewerten Sie den Plan der Bundesregierung, die PKV-Unternehmen an den Kosten für die Impfstoffe zu beteiligen?
Gaißer: Die Diskussion ist absolut berechtigt. Wir haben eine Sondersituation, es handelt sich um eine Volksimpfung, und natürlich kommt da relativ schnell die Frage nach der Kostenübernahme. Die PKV wird auch hier ihrer Verantwortung gerecht. Bislang ist vorgesehen, dass wir für die Kosten von Impfungen außerhalb der Risikogruppen oder bestimmter Berufsgruppen wie Pflegepersonal aufkommen.
Engemann: Die Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, generell die Maßnahmen, die man in Richtung Pflege, Ärzte, Krankenhäuser unternommen hat, waren Kostenausgleiche. Auch dort verteilt man ja entsprechend auf die GKV und auf die PKV. Das Bestreben ist also da. Die Kosten sind nun mal da.
Aber selbst wenn diese umgelegt werden, wird es sowohl für die GKV als auch für die PKV zu weiteren Belastungen führen. Deshalb finde ich es auch richtig, wenn man unser System in beide Richtungen aufrechterhält, also GKV und PKV. Auch an diesen Dingen merkt man, dass wir als PKV einen positiven Anteil am Gesundheitssystem haben. Wir tun Gutes, um die Systeme aufrechtzuerhalten, auch was die Leistungsfähigkeit angeht.
Wie hat sich die Coronakrise bei Ihnen niedergeschlagen? Wie sind Sie bislang als Unternehmen durch die Krise gekommen?
Engemann: Es war natürlich eine große Herausforderung, beginnend im März. Bei der SDK mussten wir erstmal schauen, dass wir unser operatives Geschäft aufrechterhalten, um die Anträge anzunehmen, Bestandsveränderungen durchzuführen, Leistungen abzurechnen usw.
Wir waren sehr schnell mit über 50 Prozent unserer Mitarbeiter im Homeoffice, das hat wirklich hervorragend geklappt. Wir haben uns bemüht, präventiv Ideen dahingehend zu entwickeln, was passiert, wenn Kunden ihre Beiträge nicht zahlen können, zum Beispiel aufgrund von Kurzarbeit. Wir haben viele Lösungen geschaffen, von denen wir dann glücklicherweise nur wenige benötigt haben. Wir haben einen sehr soliden Bestand.
Gaißer: Die Pandemie kam ja gefühlt über Nacht. Es ging plötzlich sehr schnell, wir mussten entsprechend reagieren und die Mitarbeiter ins Homeoffice schicken. Der Betrieb als solcher musste ja aufrechterhalten werden. Wir mussten dafür sorgen, dass die Geschäftsaktivitäten weiterlaufen können, die Schäden ausbezahlt, die Leistungen erbracht, die Rechnungen bezahlt werden.
Im Vertrieb war für uns die Herausforderung, die geplanten Schulungsmaßnahmen, die Präsenzseminare, schnell in Webinare umzuwandeln. Natürlich hatten wir vorher schon Webinar-Veranstaltungen gemacht, aber nun war eine ganz andere Frequenz erforderlich. Wir haben in diesem Jahr bis dato 160 Webinare abgehalten, über 11.000 Vermittler erreicht.
Das ist ein Rekordwert, wie wir ihn zuvor nie hatten. Sicher kam uns zu Pass, dass wir schon vor Eintritt der Pandemie eine Digitalisierungsstrategie sowohl nach innen wie auch nach außen hatten. Das hat uns geholfen, schneller in der Umsetzung zu sein.
Herr Schiffels, Sie haben ja einen Überblick über die Branche, wie schätzen Sie das ein, wie haben die Unternehmen reagiert?
Schiffels: Ich habe den Eindruck, dass die gesamte Branche sehr gut mit der Pandemie umgegangen ist. Das war ja eine Art Zwangsdigitalisierung, die da stattgefunden hat. Wir haben innerhalb kürzester Zeit jedes Videokonferenztool kennen gelernt, das es gibt.
Viele davon kannte ich bis dato auch noch nicht. Als Morgen und Morgen haben wir es vielleicht etwas einfacher gehabt, allein schon von der Größe unseres Unternehmens her. Wir sind knapp über fünfzig Mitarbeiter und haben an sich ja schon ein sehr digital ausgelegtes Geschäftsmodell. Von daher lief bei uns alles sehr reibungslos.