Schuldenbremse, Bürokratie-Bremse, Mietpreis-Bremse –der Tritt auf das Bremspedal scheint die deutsche Politik zu bestimmen. Eigentlich ist es kein schlechtes Zeichen, wenn Politiker einräumen, dass sie zu schnell oder in die falsche Richtung gefahren sind. Eine Kurskorrektur wäre insbesondere bei der Rente mit 63 ein Gebot der Stunde.
Die Weirich-Kolumne
In der griechischen Mythologie ist Kassandra eine tragische Heldin. Ihre bösen Vorahnungen erwiesen sich als berechtigt, doch Gehör fand sie nicht.
So ergeht es auch den Kassandra-Rufern in der deutschen Arbeitsmarktpolitik, die vor der zum 1. Juli des vergangenen Jahres eingeführten Rente mit 63 nachhaltig gewarnt und vor einer gefährlichen Trendumkehr bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer im demographischen Wandel gewarnt hatten.
Senioren-Arbeitsmarkt stagniert
Sie können sich von den jüngsten Daten der Bundesagentur für Arbeit in ihren Mahnungen bestätigt fühlen. Ende Februar 2015 hatten bereits 255 000 ältere Arbeitnehmer den Antrag gestellt, zwei Jahre vor dem normalen Rentenalter ohne Abschläge in den Ruhestand zu gehen.
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Hatte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zwischen 60 und 65 Jahren im letzten halben Jahrzehnt mehr als verdoppelt, so stagniert nun der Senioren-Arbeitsmarkt.
Wurden Ende September 2014 noch 1,794 Millionen Arbeitskräfte in dieser Altersgruppe registriert, so betrug die Steigerung gegenüber der letzten Zählung drei Monate zuvor gerade einmal 0,45 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 2,8 Prozent.
Ein besonderes Alarmzeichen ist die Tatsache, dass die Zahl der Beschäftigten zwischen 60 und 65 Jahren langsamer steigt als die Beschäftigung insgesamt.
Seite zwei: Falsches psychologisches Signal