„Ruhestandsplanung wird an Bedeutung gewinnen“

Zudem hat die Baby-Boomer-Generation zum großen Teil Eltern, die in einem kompletten Erwerbsleben ohne kriegerische Auseinandersetzungen Geld angesammelt und dann vererbt haben. Dieses Vermögen muss natürlich auch strukturiert werden. Hier besteht ein Beratungsbedarf, der in vorherigen Generationen noch nicht da war, denn finanzielle Ruhestandsplanung lohnt sich nur für diejenigen, die über die notwendige Liquidität verfügen.

Neuenfeldt: Ich beobachte derzeit noch nicht, dass das Interesse an der Ruhestandsplanung signifikant zunimmt. Den Megatrend Digitalisierung finden alle sexy und disruptiv, der Megatrend demographischer Wandel wird dagegen weniger wahrgenommen. Für mich ist es immer noch extrem harte Arbeit, das Thema bei den Beratern zu positionieren.

Einen „Hype“ der Ruhestandsplanung sehe ich noch nicht – der wäre meiner Meinung nach aber aus vielen Gründen nötig. Die potenziellen Kunden sind da: Sie sind vermögend und unberaten. Zudem wären neue Geschäftsmodelle möglich, mit Honoraren und Servicegebühren – nicht nur für den freien Finanzvertrieb, sondern auch für Sparkassen und Banken. Hier bieten sich große Chancen. Im Moment sind wir erst am Anfang des Prozesses.

Besteht Interesse vonseiten der Verbraucher?

Hauer: Ich beschäftige mich seit drei Jahren intensiv mit dem Themen 50-plus und Ruhestandsplanung in Form von Seminaren und Kundenvorträgen bei Banken und Versicherern. In dieser Zeit habe ich schätzungsweise insgesamt vor 3.000 Kunden und 3.000 Beratern gesprochen. Ich habe festgestellt, dass vonseiten der Kunden ein großes Interesse an Ruhestandsplanung besteht.

Die Verbraucher erkennen durchaus ihren Bedarf – und deshalb müssen die Berater reagieren. Sie müssen sich und den Kunden verdeutlichen, dass es um den Erhalt ihres Lebensstandards geht. Mein liebstes Beispiel ist ein Ehepaar, das ich vor drei Jahren kennengelernt habe. Beide Partner sind im Ruhestand, sie war als Apothekerin und er als Hausarzt tätig.

Die beiden haben darüber geklagt, dass ihnen im Ruhestand jährlich nur noch 100.000 Euro netto zur Verfügung stehen. Diese Sorgen können viele nicht nachvollziehen, aber die beiden hatten vor ihrem Ruhestand das zweieinhalbfache Budget. Der Beratungsbedarf in der Bevölkerung ist enorm. Ich merke es daran, dass die Nachfrage nach Veranstaltungen dieser Art derzeit sehr groß ist.

Seite drei: „Verbraucher haben kein Vertrauen

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