Axa Deutschland will den Teilbestand von rund 900.000 konventionellen Lebens- und Rentenversicherungsverträgen an den Versicherer Athora Deutschland zu übertragen, der auf die Verwaltung geschlossener Bestände spezialisiert ist. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits unterzeichnet.
Athora Deutschland gehört schon seit Jahren zu den führenden Experten für Bestandsübernahmen und Rückversicherungslösungen im Bereich der deutschen Lebensversicherung. Die Veräußerung steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Rund 20 Prozent des Bestandes
Bei dem zu veräußernden Segment handelt es sich nach Axa-Angabe um den Bestand der ehemaligen DBV-Winterthur Leben (DWL). Sie wurde 2006 von der Axa übernommen. Der Bestand umfasst im Wesentlichen klassische Lebens- und Rentenversicherungsverträge und ist seit knapp zehn Jahren für das reine Neugeschäft geschlossen.
Der Bestand der ehemaligen DWL ist finanziell stabil und gut kapitalisiert, was vor allem an der seit Jahren konsequenten und disziplinierten Kapitalanlagestrategie liegt, betont der Kölner Versicherer. Der Anteil dieses Portfolios entspricht rund einem Fünftel des Gesamtbestandes an Lebens- und Rentenversicherungsverträgen im deutschen Axa Konzern, gemessen an den gebuchten Beitragseinnahmen.
Die Marke DBV bleibt
Die Deutsche Beamtenversicherung (DBV) mit ihren auf die Zielgruppe Beamte und öffentlicher Dienst spezialisierten Angeboten bleibt davon unberührt als starke Marke im Axa Konzern bestehen. Neue Verträge für Beamte und den öffentlichen Dienst werden bereits seit 2013 über die Marke DBV bei der Axa Lebensversicherung abgeschlossen.
Mit der Transaktion, die Deckungsrückstellungen in Höhe von rund 14 Milliarden Euro überträgt, will der Versicherer sein Finanz- und Risikoprofil für die Weiterentwicklung des Kerngeschäfts in der Lebensversicherung stärken. Der strategische Fokus liegt dabei nun voll auf fondsgebundenen beziehungsweise kapitalmarktnahen Altersvorsorgeprodukten sowie im Segment Biometrie in der privaten und betrieblichen Altersversorgung.
„Die Lebensversicherung ist und bleibt unverändert ein wichtiger strategischer Teil des Kerngeschäfts von AXA und ihrer Marke DBV. Mit kapitalmarktnahen Lösungen haben wir bereits heute genau die Angebote, die den Kundenanforderungen und regulatorischen Ansprüchen gerecht werden. Die geplante Veräußerung ermöglicht es uns, diesen Weg konsequent fortzusetzen“, sagt Dr. Thilo Schumacher, Vorsitzender des Vorstands des Axa Konzerns.
AXA und Athora Deutschland haben laut Schumacher alle erforderlichen Vereinbarungen getroffen, um für Kundinnen und Kunden, Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen reibungslosen Übergang und eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Die Kunden selbst müssten nicht aktiv werden. Athora Deutschland führe die Verträge mit allen Rechten und Pflichten unverändert fort, betont die Axa. Garantien, Konditionen und Bedingungen bleiben in gleicher Weise bestehen.
Übertragung erfolgt 2028
Axa wird den Service bis zur Übertragung an den Käufer in 2028 weiterhin übernehmen. Die derzeit für die Verträge zuständigen Kundenservice-Teams bei Axa würden diese bis zu diesem Zeitpunkt auch weiterhin betreuen. Nach Abschluss der Übertragung bietet Axa den Mitarbeitern die Möglichkeit, im Konzern zu bleiben und eine andere Aufgabe anzunehmen.
„Unsere Kunden stehen im Mittelpunkt all unserer Entscheidungen. Es ist uns sehr wichtig, dass unsere Kund:innen und auch unsere Vertriebspartner weiterhin auf Qualität im Service vertrauen können, und ihre Verträge unverändert fortgeführt werden. Mit Athora Deutschland haben wir einen erfahrenen und finanzstarken Partner gefunden, der auf das Management von Lebensversicherungsbeständen in Deutschland spezialisiert ist, und für den das Serviceversprechen einen ebenso hohen Stellenwert einnimmt wie für Axa“, so Schumacher weiter.
Drei Run-Off-Versicherer im Markt
Laut Assekurata gibt es aktuell drei Run-off-Plattformen im Markt: DIe Viridium-Gruppe mit der Skandia Lebensversicherung AG, Heidelberger Lebensversicherung AG, Entis Lebensversicherung AG (ehemaliger Bestand der Protektor Lebensversicherungs-AG), Proxalto Lebensversicherung AG (ehemals Generali Lebensversicherung AG). Hinzukommen werden hier die klassischen Lebenbestände der Zurich Gruppe Deutschland. Bemerkenswert: Der neue Marktausblick Lebensversicherung 2022 von Assekurata zeigt, dass die Proxalto Leben nach Prämieneinnahmen der neuntgrößte Lebensversicherer im deutschen Markt ist!
Zweiter Player ist die Frankfurter-Leben-Gruppe mit der Frankfurter Lebensversicherung AG (ehemals Basler Leben AG Direktion für Deutschland), Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG (ehemals ARAG Lebensversicherungs-AG.
Dritte Run-off-Plattform ist die Athora-Gruppe mit der Athora Lebensversicherung AG (ehemals Delta Lloyd Lebensversicherung AG). Neben den im externen Run-off befindlichen Unternehmen hat Assekurata in der Studie zusätzlich die Victoria Lebensversicherung und die (alte) Ergo Lebensversicherung berücksichtigt; die befindet sich allerdings im internen Run-off der Ergo-Gruppe.
GDV sieht Vorteile
Für Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft birgt der Bestandsverkauf – der streng von der BaFin überwacht wird – Vorteile für alle Beteiligten. „Eine spezialisierte Plattform kann Synergien nutzen, wenn mehrere kleine Bestände zu einem großen zusammengeführt werden. Abgebende Unternehmen erhalten mehr Spielraum für ihren künftigen Auftritt am Markt. Und die Kundinnen und Kunden können von niedrigeren Kosten profitieren. In jedem Fall gilt: Die Lebensversicherer stehen zu ihren Verpflichtungen. Die geschlossenen Verträge werden erfüllt. Die garantierten Leistungen werden“, betont Asmussen.