Nach Angaben der Versicherungsgruppe waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch im 1. Halbjahr 2023 weiter herausfordernd: Ukraine-Krieg, die Rezession und ein weiterhin hohe Inflation beeinträchtigen branchenweit das Versicherungsgeschäft. Gleichwohl zeigt sich der R+V-Vorstandsvorsitzende Norbert Rollinger für das Gesamtjahr vorsichtig zuversichtlich: „Sofern sich das konjunkturelle Umfeld nicht weiter eintrübt, werden wir dieses Jahr in der inländischen Erstversicherung voraussichtlich mit einem leichten Beitragsplus von zwei bis drei Prozent beenden und damit auch wieder Marktanteile gewinnen.“
Optimistisch stimmt den R+V-Chef vor allem das wieder anziehende Lebensversicherungsgeschäft. Zwar sei die Inflation unverändert hoch, was das verfügbare Einkommen der Menschen schmälere und sich damit auch auf den Abschluss von Altersvorsorgeprodukten auswirke. Der Bedarf, für einen auskömmlichen Ruhestand private oder betriebliche Vorsorge treffen zu müssen, bleibe aber weiter hoch. Zur positiven Umsatzerwartung für das Gesamtjahr im Inland komme die gute Entwicklung der italienischen Tochter Assimoco hinzu. Allein aus Italien erwarte die R+V im laufenden Jahr rund eine halbe Milliarde Euro Mehrbeiträge, so Rollinger.
Deutliche Zuwächse bei Neuen Garantien und bAV – Minus bei Einmalbeiträgen
Zum 30. Juni 2023 lag das Beitragsvolumen der R+V Versicherungsgruppe im deutschen Erstversicherungsgeschäft mit 9,2 Milliarden Euro um zwei Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. In der Lebens- und Pensionsversicherung bewegten sich die Beitragseinnahmen in der ersten Jahreshälfte 2023 mit rund vier Milliarden Euro um 10,4 Prozent unter dem außergewöhnlich starken Vorjahreszeitraum.
Während die Einmalbeiträge um 22,5 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro nachgaben, erhöhten sich die wichtigen laufenden Beiträge um 1,1 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Die immer bedeutender werdende betriebliche Altersversorgung (bAV) legte beim Umsatz um 4,1 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu. Auch das Geschäftsfeld Neue Garantien entwickelte sich mit einem Zuwachs von 27,1 Prozent auf 865 Millionen Euro weiter sehr positiv. Insbesondere die Produktfamilie Safe+Smart trug laut Rollinger dazu bei. Der Neubeitrag von Safe+Smart erreichte zur Jahresmitte 660 Millionen Euro, rund 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch mit ihrer Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit konnte die R+V bei den Kundinnen und Kunden scheinbar punkten. Zahlen nannte der Versicherer hier allerdings nicht.
Das Fondsgeschäft hingegen gind deutlich um 43,5 Prozent auf rund 700 Millionen Euro zurück – während der Niedrigzinsphase war dieses Segment besonders stark gefragt. Auch die klassische private Altersvorsorge war angesichts der neuen Angebote weiter rückläufig (-10,3 Prozent auf 906 Millionen Euro).
Starkes Wachstum in der Gesundheitsversicherung
Seit Juli 2022 hat die R+V Krankenversicherung 100.000 Neukunden gewonnen. Das starke Wachstum setzte sich im ersten Halbjahr mit 6,5 Prozent auf 465 Millionen Euro fort. Die Zahl der versicherten Personen legte deutlich um 6,8 Prozent auf 1,6 Millionen zu.
69.354 Vollversicherte verzeichnet die R+V zur Jahresmitte. Ein Plus von vier Prozent. Die Zahl der Zusatzversicherten erhöhte sich um sieben Prozent auf mehr als 1,5 Millionen. Großen Anteil hatte hier erneut die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Hier konnte der Versicherer die Zahl der Kunden um 10,8 Prozent auf mehr als 200.000 Versicherte steigern.
Schaden- und Unfallversicherung behaupten sich im Wettbewerb
In der Schaden- und Unfallversicherung steigerte die R+V den Umsatz um 5,5 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Mit einem Plus von 2,2 Prozent auf mehr als zwei Milliarden Euro legte die Kfz-Versicherung erneut zu. Die R+V ist nach eigenen Angaben mit über fünf Millionen versicherten Fahrzeugen der drittgrößte Kfz-Versicherer auf dem deutschen Markt.
Eine Herausforderung sind die inflationsbedingt stark gestiegenen Kosten bei Reparaturen, welche die gesamte Branche belasten. Im Firmenkundengeschäft steigerte die R+V den Umsatz um 8,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Einen starken Zuwachs von fast zehn Prozent auf 431 Millionen Euro verzeichnete auch die Kreditversicherung. Hier zählt sich die R+V bundesweit zu den führenden Anbietern.
80 Prozent Absicherung gegen Naturgefahren im Neugeschäft
Angesichts zunehmender Risiken durch Naturgefahren kommt der Elementarschadenversicherung eine besondere Bedeutung zu. Die Beitragseinnahmen in der Wohngebäudeversicherung beliefen sich im 1. Halbjahr 2023 auf 360 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 14,4 Prozent. Bei der Wohngebäudeversicherung und der Hausratversicherung praktiziert die R+V bereits seit 2019 das Opt-Out-Modell.
Dabei müssen Kundinnen und Kunden den Schutz vor Naturgefahren bewusst aktiv abwählen, sofern sie ihn nicht wollen. Nach Unternehmensangaben liegt die Absicherung gegen Naturgefahren im Bestand bei rund 70 Prozent. Die Absicherungsquote sei überdurchschnittlich, heißt es vonseiten des Versicherers. Im Neugeschäft liegt sie bei annähernd 80 Prozent. Der branchenweite Durchschnitt liegt nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft bei rund 50 Prozent.