Einschätzung von Eckart Keil, Premium Pearls Fund AG, Herisau (Schweiz)
„Ich schreibe den Euro nicht ab: Niemand hat wirklich Interesse, den Euro zu eliminieren. Die Europäischen Staaten werden alles denkbar mögliche tun, den Euro zu retten. Selbst die USA, die ja die Probleme um den Euro mit einem lachenden Auge verfolgen, um von ihren eigenen großen Problemen abzulenken, haben kein Interesse an einem Verschwinden des Euro. Die Staatsschuldenkrise konzentriert sich derzeit auf Europa, betrifft aber mehr oder weniger die meisten westlichen Staaten, die über eine hohe Verschuldungsquote verfügen. Infolge der Lehman-Pleite ist das Ausfallrisiko von den Banken auf die Staaten übergewandert, weil jede mehr oder weniger große Bank im Zweifel aufgefangen wird.
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Die meist hohe Arbeitslosigkeit, der Zwang Wirtschaftswachstum zu erhalten, um entsprechenden Schuldendienst zu leisten lässt keinen entscheidenden kurzfristigen Defizitabbau zu. Insofern wird uns die Staatsschuldenkrise länger begleiten. Ich würde die fundamentale Lage der großen Staaten bzw. Staatsblöcke folgendermaßen einteilen: Die schwierigste Lage hat sicherlich Japan, das unter extrem hoher Verschuldung und einer Überalterung leidet; danach folgen die USA, bei denen sowohl die Privathaushalte als auch die staatlichen Institutionen hoch verschuldet sind. Fundamental noch am besten steht Kerneuropa da – die Peripherie muss hierbei natürlich ausgeklammert werden. Der große Vorteil, den Japan und die USA im Vergleich zu Europa haben, ist die uneingeschränkte Hoheit über die Gelddruckmaschine: Das beruhigt die Anleger zumindest hinsichtlich eines möglichen Zahlungsausfalls, weil im Zweifel so viel Geld gedruckt wird, wie zum Schuldendienst nötig erscheint.
Ein konservativer Anleger sollte ein breit diversifiziertes Portfolio aufbauen mit Schwerpunkt Sachwerte: solide internationale Aktien, Edelmetalle, Immobilien und kurzlaufende Anleihen. Ein offensiver Investor sollte Geldwerte meiden und schwerpunktmäßig auf den Aktienmarkt setzen: Edelmetall- und Rohstoffaktiensollten nicht fehlen. Die Aktie wird vor einer großen Renaissance stehen. Auch institutionelle Anleger werden sich zukünftig mehr und mehr der Aktie zuwenden. Zudem sollten Anleger versuchen, die erwartete hohe Volatilität der Märkte zu nutzen: Erfahrene Fondsmanager können für die Anleger eine hohe Zusatzrendite durch Schreiben von Calls und Puts erzielen, indem sie auf diejenigen Titel setzen, die sowohl hohe Schwankungen aufweisen als auch gute Zukunftsaussichten besitzen. Vor allem kurzlaufende Stillhaltergeschäfte, die mehrmals im Jahr antizyklisch abgeschlossen werden, versprechen den größten Erfolg.“
Einschätzung von Luca Pesarini, Fondsmanager Ethna Fund, Munsbach (Luxemburg)