Wer in den kommenden zehn Jahren auf deutsche Staatsanleihen setzt, wird real Verluste erleiden. Kaum besser sieht es für Investments am Geldmarkt aus. Die Renditeerwartungen von europäischen Aktien bis zum Jahr 2025 liegen dagegen bei 8,3 Prozent p.a. Erstellt wurden diese Langfristprognosen durch die Investmentexperten von Sal. Oppenheim.
Grundlage für ihre Einschätzungen bildet ein aus zahlreichen Bausteinen zusammengesetzter Prozess, der die unterschiedlichen Einflussfaktoren auf einzelne Anlageklassen wie Aktien und Renten systematisch analysiert.
Systematische Ermittlung von Langfristprognosen
„Für die Renditeerwartung des Aktienmarktes gehen wir neben eigenen Schätzungen von den Wachstumsprognosen von IWF, OECD und den nationalen Notenbanken aus und leiten davon das erwartete Gewinnwachstum der Unternehmen ab“, erläutert Frank Hübner, stellvertretender Leiter Volkswirtschaft von Sal. Oppenheim. Dabei rechnen die Sal. Oppenheim-Experten auf Basis historischer Daten und Erfahrungswerte die Verwässerung durch das überproportionale Wachstum von nicht-börsennotierten Firmen heraus und gehen bei der Bewertung und den Dividendenrenditen von einer Rückkehr zu langfristigen Mittelwerten aus. „Auf Zehnjahressicht rechnen wir mit einem realen Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent p.a., welches wir um die erwartete Preissteigerung aufstocken und um eine Gewinnverwässerung von 1,5 Prozent anpassen. Hinzu kommen Aufschläge für den Anstieg des Kurs-Gewinn-Verhältnisses und die erwartete Dividendenrendite“, erläutert Benjamin Moritz aus dem Bereich Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim die Errechnung der Renditeprognose für die europäischen Aktienmärkte. „Im Ergebnis landen wir bei einer jährlichen Renditeerwartung von 8,3 Prozent.“
Prognose für Tagesgeld und deutsche Staatsanleihen
In die Prognose der zukünftigen Gesamtrendite deutscher Staatsanleihen fließen die zu erwartenden Coupons, die Rendite aus Zinsänderungen sowie mögliche Kursgewinne durch das Abschmelzen der Restlaufzeit (Roll-down-Effekt) ein. Darüber hinaus prognostizieren die Investmentstrategen von Sal. Oppenheim die Zinsentwicklung am Geldmarkt und damit die Zinspolitik der Notenbanken. „Wir erwarten in den nächsten Jahren eine Nullzinspolitik und bis 2025 eine durchschnittliche Geldmarktverzinsung von 1,2 Prozent“, sagt Ulrike Kastens aus dem Team Volkswirtschaft von Sal. Oppenheim. „Erreicht die EZB ihr Inflationsziel, wäre dies real eine Negativrendite.“
Für den deutschen Rentenmarkt fällt die Renditeerwartung noch geringer aus: Der von den Experten erwartete Zinsanstieg bis zum Jahr 2025 dürfte zu Kursverlusten führen, so dass die erwartete Rendite bei lediglich 0,3 Prozent pro Jahr liegt.
Renditeerwartungen bedeutsam für jedes Portfolio
Der Nutzen langfristiger Renditeerwartungen ergibt sich aus ihrer Bedeutung für die Strategische Asset Allocation. „Jeder Anleger weicht mit seinem Portfolio vom „Weltportfolio“ ab, etwa weil er gerne heimatnah investiert oder weil er besondere Assetklassen bevorzugt. Implizit bildet jedes Portfolio daher Renditeerwartungen ab“, erläutern die Autoren in ihrer Analyse. „Zudem führen die Abweichungen vom „Weltportfolio“ zu Marktverzerrungen, die sich prognostizieren und damit für den Anleger nutzen lassen.“ (fm)
Foto: Sal. Oppenheim