Dr. Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim, kommentiert die jüngsten Verlautbarungen der US-Notenbank Fed.
Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr zwei US-Zinserhöhungen geben wird. Auch im Jahr 2017 werden die Zinsen voraussichtlich nur sehr behutsam angehoben werden. Damit liegt die von vielen sehnlichst erwartete Normalisierung der Geldpolitik wenigstens einer großen Zentralbank nach wie vor in weiter Ferne.
Die Fed hat sich mit ihren aktuellen Leitzins-Projektionen den Markterwartungen angenähert. Die Hauptursache hierfür liegt nicht in einem flacheren Anstieg des erwarteten Zinsverlaufs, sondern vielmehr im späteren Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen. Offenbar sind die FOMC-Mitglieder der Meinung, dass die US-Wirtschaft vor dem Hintergrund der Risiken – aus der Weltwirtschaft und von den Finanzmärkten – derzeit doch noch eine stärkere Unterstützung benötigt, um den moderat positiven Pfad auch tatsächlich einzuschlagen.
Die abwartende Haltung der Fed muss vor dem Hintergrund beurteilt werden, dass die Geldpolitik der anderen großen Zentralbanken derzeit sehr expansiv ist. Diese Diskrepanz dürfte auch ohne kräftige Leitzinserhöhungen der Fed dazu führen, dass der US-Dollar tendenziell unter Aufwertungsdruck kommt.
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