DSM, BASF, Du Pont oder Clariant arbeiten schon jetzt an der maximalen Verwertung von Agrarreststoffen, welche nicht mit der Nahrungsmittelerzeugung konkurrieren. Sie dürften die Gewinner der Abkehr von erdölbasierten Ausgangsstoffen sein.
Gastkommetar: Dr. Andrea Ricci, Analyst SAM Smart Materials Anlagestrategie
Der Klimawandel lässt sich nur durch die Begrenzung der CO2-Emissionen eindämmen. Aus Sicht der Chemieindustrie verlangt das nach einer größeren Entkopplung von fossilen Rohstoffen. Abgesehen von Umweltargumenten spricht auch der volatile Ölpreis mit seinen Auswirkungen auf Margen und Gewinne für eine Substitution erdölbasierter chemischer Produkte.
Neben der Senkung der Kohlendioxid-Emissionen um bis zu 50 Prozent verspricht die industrielle Biotechnologie Kostensenkungen, stabilere Margen und einen verlässlicheren Zugang zu wichtigen Ausgangsstoffen. Nach und nach treten Fermentationsprozesse an die Stelle traditioneller chemischer Prozesse. Durch die Herstellung chemischer Zwischenstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zucker oder Zellulose lassen sich die Produktionsprozesse vereinfachen und die Kosten senken. Marktforscher von Foster & Sullivan schätzen, dass der Umsatz mit biochemischen Stoffen bis 2015 auf 50 Milliarden US-Dollar steigen wird, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 17 Prozent entspräche. Das US-Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass der Anteil der biochemischen Produkte am Gesamtumsatz der Chemieindustrie bis 2025 auf 22 Prozent steigt.
Unternehmen wie BASF und DSM setzen bereits auf die Massenproduktion von Bernsteinsäure, einem Grundstoff für die Herstellung bestimmter Kunststoffe. Damit wird die industrielle Biotechnologie bereits kommerziell eingesetzt. Weitere bedeutende ökonomische und ökologische Durchbrüche in der Chemieindustrie versprechen die Produktion von Caprolactam und Adipinsäure, zwei wichtigen Ausgangsstoffen für die Herstellung des weit verbreiteten Kunststoffs Nylon, oder Acrylsäure, einem wichtigen Bindemittel für Farben.
Im Vergleich zu Nahrungsmittelrohstoffen wie Mais, die starken Preisschwankungen unterliegen, bieten Reststoffe aus der Agrarwirtschaft, wie Bioabfall und Zellulose die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung stehen, die günstigste und verlässlichste Rohstoffquelle für die Chemieindustrie. Uternehmen wie DSM, BASF, Du Pont oder Clariant arbeiten aktiv an Ansätzen zur Ausschöpfung des Energiepotenzials derartiger nachwachsender Rohstoffe. Diese Unternehmen dürften die größten Gewinner der Abkehr von erdölbasierten Ausgangsstoffen sein.
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