Großbritannien hat sich entschieden: Das Königreich wird die Europäische Union verlassen. Dieser Ausgang traf die Märkte völlig unvorbereitet. Insbesondere angesichts der Umfragen, die bis vergangenen Donnerstag einen Sieg der Verbleib-Kampagne voraussagten.
Der Sterling/Dollar-Kurs fiel von 1,50 auf 1,32 – von einem Jahreshoch zu einen Jahrestief innerhalb von sechs Stunden. Es war die größte Kursbewegung innerhalb eines Tages seit Aufzeichnungsbeginn. „Was folgte war ein Absturz der FTSE-Futures um fast neun Prozent. Dieser Verlust ist äquivalent zu jener Summe, die Großbritannien in 15 Jahren in die EU eingezahlt hat“, sagt Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Insgesamt musste der Bloomberg Rohstoffindex seine zweitschwächste Woche des Jahres hinnehmen. „Bis auf Edelmetalle taumelten die meisten Rohstoffe inmitten einer globalen Flucht aus risikoreicheren Anlagen“, sagt Hansen.
Gold schnellt nach oben
Gold hingegen stieg zwischenzeitlich sogar auf 1.358 US-Dollar pro Feinunze und erreichte ein Zwei-Jahres-Hoch, bevor Gewinnmitnahmen und sich erholende Aktienkurse die Rallye unterbrachen. „Der Hauptgrund, weshalb Gold vom Ausgang des Referendums profitierte, ist die Risikoaversion der Anleger bezüglich anderer Assetklassen“, sagt Hansen. Hinzu käme die Annahme, dass sich eine Erhöhung der US-Leitzinsen aufgrund der Entscheidung weiter verzögern werde. Innerhalb des aktuellen Jahres gab es eine fünfundzwanzig- bzw. dreißigprozentigen Rallye bei Gold und Silber. „Diese eindrucksvollen Preisentwicklungen könnten zwar einige Investoren abschrecken. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es jedoch keine Anzeichen, dass eine größere Korrektur bevorsteht“, sagt Hansen.
Auch die Ölmärkte gerieten unter Druck. Die beiden Öl-Benchmarken Brent und WTI fielen um mehr als sechs Prozent, bevor sie sich wieder stabilisieren konnten. Der Ausverkauf stoppte jedoch kurz bevor die jüngsten Tiefstände unterschritten wurden. „Insofern bleibt es bei unserer Einschätzung eines mittelfristigen Ölpreises zwischen 45 USD und einem niedrigen 50 USD-Bereich pro Barrel“, sagt Hansen. Trotz einiger Bedenken hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums und der globalen Öl-Nachfrage, befände sich das schwarze Gold weiterhin im Gleichgewichtsprozess.
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Ein niedrigerer Kurs würde dies derzeit nur weiter beschleunigen, da kostenintensive Produzenten die Förderung weiter drosseln würden. „Die größte Gefahr für Öl besteht in Fonds Long-Positionen im Wert von beinahe 600 Millionen Barrel WTI und Brent. Eine anhaltende Unruhephase an den Märkten könnte zusätzliche Verkäufe auslösen und die derzeitige Schwächeperiode noch vergrößern“, sagt Hansen abschließend. (tr)
Foto: Saxo Bank