Hermann Ebel, Chef der Hansa Treuhand aus Hamburg, sieht erste Erholungstendenzen im Chartermarkt für Containerschiffe. Die Schifffahrtsmärkte würden aber bis Ende 2014 schwierig bleiben und die Charterraten insbesondere für kleinere Schiffe seien bei weitem noch nicht wieder auskömmlich.
Die Zahl beschäftigungsloser Schiffe sei aber nach der Erhebung des Research-Dienstes Alphaliner seit Anfang des Jahres von weltweit 297 um ein Drittel auf 199 Einheiten deutlich zurückgegangen, berichtete Ebel vor Journalisten in Hamburg. Zudem habe die Verschrottungsaktivität nochmals zugenommen und es stünden weiterhin nur wenige Neubauten in den Orderbüchern der Werften.
Einen deutlichen Anstieg verzeichneten in den vergangenen Monaten vor allem die Raten für große Frachter, die nicht durch den Panama-Kanal passen („Post-Panamax“). Sie hätten bereits wieder ein Niveau erreicht, das die Schiffsbetriebskosten und den Kapitaldienst decke und wiesen eine weiter steigende Tendenz auf. So habe Hansa Treuhand jüngst einen Neubau mit 7.000 Containerstellplätzen (TEU), der 2014 abgeliefert werden soll (bestellt 2007), für 29.750 US-Dollar pro Tag verchartert, sagte Ebel.
Bei den kleineren Schiffen ist die Entwicklung hingegen weitaus verhaltener. Zwar seien auch in diesen Größenklassen – besonders bei Frachtern mit eigenem Ladegeschirr – die Raten in den letzten Wochen etwas angestiegen, aber noch immer auf einem sehr niedrigen Niveau. Eine positive Tendenz sieht Ebel insofern, als seine Schiffe nach dem Ablauf von Charterverträgen wieder ohne lange Wartezeiten eine Anschlussbeschäftigung finden. „Das ist viel wichtiger als eine um 100 Dollar höhere Charterrate“, so Ebel.
Das Jahr 2012 bezeichnete Ebel als „anstrengend“. Nur drei der Hansa-Treuhand-Schiffsfonds hätten geringe Ausschüttungen leisten können. Bei 25 Schiffen seien hingegen Fortführungskonzepte beschlossen oder Ausschüttungen zurückgefordert worden. Sechs ältere Schiffe wurden verkauft. Seit Januar 2013 habe Hansa Treuhand vier weitere Containerschiffe und einen Tanker verkauft, zudem hätten die Gesellschafter von sieben Schiffen den Verkauf beschlossen. Bei neun Fonds werden 2013 und teilweise 2014 noch Ausschüttungen zurückgefordert, so die vorgelegte Leistungsbilanz 2012 (Kurzversion).
Im vergangenen Jahr konnte die Hansa-Treuhand-Flotte demnach immerhin 65 Millionen US-Dollar der Plantilgungen von rund 86 Millionen US-Dollar tatsächlich leisten. Zum Teil sei weiterhin die Verrechnung mit Tilgungsvorsprüngen möglich gewesen und insgesamt bestehe noch immer ein Tilgungsvorsprung von gut einem halben Jahr. Kein Fonds habe bislang Insolvenz anmelden müssen, betonte Ebel. Zudem sehe sich Hansa Treuhand mit keiner einzigen Anlegerklage wegen Prospekthaftung konfrontiert.
Neue Schiffsfonds plant Hansa Treuhand zunächst nicht. „Hier muss erst wieder Vertrauen aufgebaut werden“, sagte Ebel. Einen weiteren Flugzeugfonds, der ursprünglich für das erste Halbjahr 2013 angekündigt war, plant er nun erst nach dem Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) am 22. Juli. Hansa Treuhand strebt eine Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) nach dem neuen Gesetz an. Die Tochtergesellschaft Hansa Treuhand Finance ist bereits seit längerem als Finanzdienstleistungsinstitut BaFin-reguliert. „Damit haben wir 75 Prozent des Weges schon hinter uns“, so Ebel. Von der Regulierung hält er ansonsten nicht viel: „Das ist überwiegend nur Bürokratie“, sagte er. (sl)
Foto: Hansa Treuhand