Der aktuell vorliegende Auftragsbestand von 3,8 Millionen TEU entspricht rund 27 Prozent der fahrenden Flotte. Die Ablieferung erstreckt sich über einen Zeitraum von gut drei Jahren. Durch das in die Märkte zurückgekehrte Nachfragewachstum dürfte dieser Auftragsbestand innerhalb von etwa drei Jahren aufgezehrt und ausgelastet sein. Damit dürfte auch bereits heute der Zeitpunkt gekommen sein, vorsichtig und in einer mittelfristigen Perspektive in neue Einheiten zu investieren. Eine Einschätzung, die offenbar auch andere Marktteilnehmer teilen, denn die Neubautätigkeit hat sich nach einer langanhaltenden Flaute im Sommer 2010 wieder deutlich belebt.
Für eine endgültige Entwarnung ist es aus Sicht des ISL allerdings noch zu früh. Zum bevorstehenden Jahreswechsel wird sich zeigen, wie belastbar der Ratenanstieg aus diesem Sommer tatsächlich ist. Neben dem ISL erwarten auch andere Marktbeobachter eine weitere Erhöhung der Zahl der Beschäftigung suchenden Vollcontainerschiffe – was entsprechend negative Auswirkungen auf die Raten mit sich bringen wird.
Rechnerisch ergibt sich ISL-Schätzungen zufolge zum Jahresende 2010 eine Überkapazität von rund 900.000 TEU, entsprechend sechs Prozent der Flotte. Es gibt jedoch Grund zu der Annahme, dass dies nicht automatisch auch einen Anstieg der inaktiven Einheiten in gleichem Umfang nach sich zieht, denn die Nachfrageseite hat sich auf ihren Wachstumspfad zurückbegeben und damit befinden sich auch die Liniendienstanbieter wieder in einem vertrauteren und planbareren Fahrwasser.
Damit dürfte ein Teil dieses Überangebots unter dem Gesichtspunkt normaler saisonaler Schwankungen ohne zusätzliches Auflegen in Kauf genommen werden. Etwa zur Jahresmitte 2011 ergibt sich aus den Berechnungen dann wieder ein ausgeglichenes Marktumfeld, in dem alle Einheiten wieder aktiv und in Fahrt sein sollten, mit entsprechend positiven Impulsen für die Chartermärkte, wobei nach wie vor für die Einheiten unter 3.000 TEU die beste Chance auf eine frühe nachhaltige Erholung gesehen wird.
Gewisse Unwägbarkeiten für den Marktausgleich ergeben sich dabei aus dem sogenannten Kaskadeneffekt: Es bleibt abzuwarten, welcher Druck von dem überdurchschnittlichen Kapazitätswachstum der obersten Größenbereiche auf die Märkte ausgeht und wie durchlässig die Grenzen zwischen den Größenbereichen der Vollcontainerflotte für diesen Druck sein werden.
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