Schifffahrt: Erholung ja, Entwarnung nein.

Bulk-Carrier haben sich im Jahresverlauf als erstaunlich robust erwiesen – der Ausblick allerdings bleibt ungewiss. Die Entwicklung der Charterraten für Bulker hat sich nach dem drastischen Einbruch zum Anfang des Jahres 2009 in der zweiten Hälfte desselben Jahres sowie im Verlauf des Jahres 2010 wieder normalisiert und recht stabil gezeigt.

Mit den rund 31.000 US-Dollar pro Tag, die moderne Capesize-Bulker den Maklern von Fearnleys zufolge im Oktober 2010 für einjährige Charterkontrakte einfahren konnten, dürften zumindest Kapital- und Betriebskosten gedeckt werden. Die Entwicklung der Baupreise dürfte maßgeblich mitverantwortlich für die unerwartet hohe Orderaktivität des laufenden Jahres sein. Obwohl sich der Auftragsbestand bereits zum Anfang des Jahres auf einem hohen Niveau befand, wurden zwischenzeitlich zahlreiche zusätzliche Bauaufträge platziert. Aktuell steht einer Flottenkapazität von rund 506 Millionen dead weight tons (dwt) ein Auftragsbestand von 260 Millionen dwt gegenüber. Grundsätzlich gibt es in der Bulkerflotte nennenswerte Verschrottungspotenziale, die das Flottenwachstum abmildern könnten. Dennoch würde auch unter Berücksichtigung von plausiblen Flottenaustritten in den Jahren bis 2013 ein durchschnittliches jährliches Kapazitätswachstum von über elf Prozent per annum zu beobachten sein. Dieses Angebotswachstum übersteigt das Nachfragewachstum. Drewry rechnen mit jährlich sechs bis sieben Prozent bis zum Jahr 2015 und erwarten dementsprechend, dass das hohe kurzfristige Flottenwachstum bis 2012 eine signifikante Erholung der Frachtraten hinauszögern dürfte – was in der Folge auch die Potenziale für steigende Zeitcharterraten begrenzt.

Die Motivation hinter der Neubautätigkeit dürfte somit entweder auf die derzeit günstigen Preise der langlebigen Assets zurückzuführen sein, oder aber die Eigner setzten auf andauernde „Staueffekte vor den Häfen“, ein Trend, der seit mehreren Jahren Tonnage unproduktiv bindet und der sich bei einem Nachfragewachstum in der skizzierten Größenordnung eher verschärfen als entspannen dürfte. Dies birgt natürlich Risiken.

Seite 4: Tankern steht Nagelprobe bevor

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