Viele Banken fürchten, dass ihre Kredite ausfallen werden, sie drängen deshalb auf einen Verkauf der Schiffe. Ist ein dauerhaftes Engagement der Banken in der Schiffsfinanzierung überhaupt noch denkbar?
Wir sehen die Banken durchaus in der Restrukturierung der Schiffskredite engagiert. Der Preis dafür ist aber bei Schiffsfonds in der Regel, dass die Anleger ausscheiden. Genau darin liegt derzeit für die Banken der Charme der Insolvenzverfahren. Die Anleger können einem Verkauf der Schiffe nicht mehr widersprechen, dies macht die Refinanzierung viel einfacher.
Bei allen Reedereifusionen, die es in der letzten Zeit gegeben hat, haben die Banken sich weiterhin beteiligt. Allerdings war es immer erforderlich, dass neben den Krediten neues Kapital von Seiten der Gesellschafter zur Verfügung gestellt wurde.
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Unternimmt die deutsche Politik genug, um der kriselnden Schifffahrtsbranche zu helfen?
Die Rufe nach der Politik in der Krise könnten Forderungen der Politik nach einer stärkeren Beteiligung des Staates an den späteren Gewinnen nach sich ziehen. Man darf nicht vergessen, dass dieser beispiellosen Krise ein entsprechender Boom vorangegangen ist. Die Politik hat daran nicht in Form von Steuern profitiert, dafür hat die Tonnagesteuer gesorgt.
Man darf auch nicht vergessen, dass die große Mehrzahl der Deutschen nicht an der Küste wohnt und für diese Fragen ohnehin wenig Verständnis aufbringt. Gerade in Hamburg wäre es andererseits desaströs, wenn das in den letzten Jahren aufgebaute und etablierte maritime Cluster wieder zerfallen würde. Deutschland muss deswegen als Reedereistandort und als Standort für Schiffsfinanzierung attraktiv bleiben.
Hier sind kreative Lösungen gefragt, die weit über die stereotypen Forderungen nach Steuervergünstigungen hinausgehen. Tonnagesteuer beziehungsweise tax incentives für Schifffahrtsunternehmen haben inzwischen alle relevanten Standorte der Schifffahrt weltweit, das ist heute eine Selbstverständlichkeit.
Wenn sie fehlt, wird die Branche wegbleiben, aber Tonnagesteuer allein reicht nicht mehr, um sie nach Deutschland zu holen. In dem Bereich sind von allen in der Schifffahrt Tätigen Ideen gefragt, auch von der Politik.
Interview: Kim Brodtmann
Foto: PKF Fasselt Schlage / Shutterstock