Die Schifffahrtsmärkte bleiben spannend. Auf den Containermärkten ist der Umschlag in 2015 und 2016 unterproportional zur Weltwirtschaftsleistung gewachsen. Die Entwicklung des vergangenen Jahres und die Perspektiven der Hauptschifffahrtsmärkte 2017.
Gastbeitrag von Michael Tasto, Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik
Auf den Containerschifffahrtsmärkten waren im Jahr 2016 eine ganze Reihe von „Negativ-Rekorden“ zu beobachten, die allesamt charakteristisch für die Talsohle eines Schifffahrtszyklus sind: Das Abbruchvolumen erreichte einen neuen Rekord, es wurde das bislang jüngste Containerschiff zum Abbruch verkauft und die TEU-Kapazität der inaktiven Einheiten schoss auf einen neuen Höchststand.
Stillstand ist Katastrophe
Ein Blick auf den RWI/ISL-Index verdeutlicht, wie sich der weltweite Containerumschlag in den letzten Jahren entwickelt hat. Für eine Branche, die sich bis zum Herbst 2008 nahezu auf ein zweistelliges jährliches Nachfragewachstum verlassen konnte, war das schwache Wachstum der Jahre 2012 bis 2014 bereits enttäuschend und der Stillstand der Jahre 2015 und 2016 eine Katastrophe.
Umso mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Angebotsseite, also die Kapazität der Vollcontainerschiffe im Jahr 2015 um 8,4 Prozent angestiegen ist.
Nach einer Erklärung für die schwache Welthandelsentwicklung suchte Ende 2016 auch der Internationale Währungsfonds. Hier wurde beobachtet, dass in 2015 und 2016 der Welthandel unterproportional zur Entwicklung der Weltwirtschaftsleistung angestiegen ist.
Zunahme protektionistischer Tendenzen
Mit Sorge beobachtet der IWF dabei eine globale Zunahme protektionistischer Tendenzen und geht davon aus, dass der größte Teil der Wachstumsschwäche auf die langsame Konjunktur und die reduzierte Investitionstätigkeit zurückzuführen ist.
Auf den Zeitchartermärkten für Containerfrachter der marktgängigen Größen hat das hohe Flottenwachstum des Jahres 2015, das auf ein marginales Umschlagwachstum traf (gemäß ISL Schätzung ist der weltweite Containerumschlag im Jahr 2015 um lediglich 0,4 Prozent gestiegen), deutliche Spuren hinterlassen.
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