Sorgen, dass bereits wieder neue Überkapazitäten aufgebaut werden könnten, machen sich die Initiatoren trotz dieser Zahlen nicht. „Die Welt-Handelsflotte muss stets erneuert werden. Durchschnittlich bedeutet dies, dass die Orderbücher mit rund vier Prozent p.a. der laufenden Flotte gefüllt sein müssen. Hinzu kommen technologische Entwicklungen sowie internationale Bestimmungen, die zusätzlich eine Erneuerung der Tonnage verursachen“, erklärt Oliver Newark, Unternehmenssprecher der Conti-Gruppe.
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Außerdem führe das Mengenwachstum zu wachsender Nachfrage nach Schiffsraum. „Bauaktivitäten, die über den Flottenerhalt plus Nachfragewachstum hinausgehen, führen natürlich zunächst zu Überkapazitäten. Mittelfristig wird sich der Markt jedoch wieder selbst regulieren“, erwartet er. Laut Tonn sind manche Marktsegmente mehr gefährdet, andere deutlich weniger. Wenn es durch Überbauung zu einer neuen Krise kommen sollte, werde dies aber nicht an neuen Bestellungen der deutschen Reeder liegen.
Charterraten aktuell leicht gestiegen
„Wir sehen in letzter Zeit viele Neubaubestellungen von griechischen, aber auch chinesischen Reedereien. Im gewissen Umfang wird es für deutsche Reeder sogar notwendig sein, im Rahmen der Flottenmodernisierung neue Schiffe zu bestellen“, sagt auch er. Bei den Erlösen allerdings hakt es laut PWC-Studie nach wie vor: Mit einem Umsatzplus rechnen 2015 nur genau so viele Reeder wie im Vorjahr (55 Prozent). Bei den Frachtraten erwartet nur noch ein Drittel der Befragten einen Anstieg, in den Vorjahren waren es nahezu die Hälfte oder sogar mehr.
Dagegen seien die Charterraten aktuell leicht gestiegen. Während Conti und Oltmann bereits konkrete Pläne haben, was einen neuen Publikumsfonds betrifft, kann man sich bei Nordcapital zumindest vorstellen, ebenfalls einen neuen Schiffsfonds nach KAGB anzubieten. „Der Markt befindet sich im siebten Jahr der Krise und die Unternehmensgruppe nutzt jetzt die sehr guten Investitionsmöglichkeiten. Die historisch niedrigen Kaufpreise ermöglichen einen laufenden Return selbst bei dem aktuellen Ratenniveau“, erklärt CEO Florian Maack.
Ende dieser Krise könnte bevorstehen
Nordcapital hatte im Herbst 2012 angekündigt, zunächst keine neuen Publikumsfonds mehr zu platzieren. Das Unternehmen begründete den Schritt damals mit dem „massiven Einbruch“ des Marktes für geschlossene Fonds und der „großen Unklarheit“ über die AIFM-Richtlinie. Bei künftigen Fondskonzepten seien erfahrene Partner, ein attraktives und nachvollziehbares Verhältnis zwischen Chancen und Risiken sowie faire Vergütungsstrukturen wichtig, kombiniert mit einer gleichgerichteten Interessenlage zwischen Initiator und Anleger, so Maack heute.
Eine Tochtergesellschaft von Nordcapital verfügt seit September vergangenen Jahres über eine Registrierung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG). Gut möglich also, dass schon bald ein dritter Anbieter einen neuen Schiffsfonds angekündigt. Doch welche Chancen haben die Neuemissionen tatsächlich? „Warten wir es ab“, sagt Heymann. „Die gesamte Branche wird die Emission dieses AIFs beäugen und auf einen Erfolg hoffen. Es wäre ein Signal, dass das Ende dieser Krise bevorstehen könnte, die die Reeder an so vielen Stellen gleichzeitig getroffen hat. Nachahmer mit weiteren Schiffsprojekten werden dann schnell folgen, denn Schiffe finden sich zurzeit genug, die zum Verkauf stehen.“ (kb)
Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Cash.-Ausgabe 10/2015.
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