Dennoch: Ähnlich wie die Anbieter sogenannter Schnäppchenfonds des Erstmarkts (siehe Cash. 7/2009), verfolgen die Initiatoren der Zweitmarktofferten eine antizyklische Investitionsstrategie und wollen das derzeit niedrige Kursniveau zum Ankauf von Schiffsfondsanteilen nutzen. Ziel der Emissionshäuser ist es, Portfolios mit bis zu 100 Offerten des Erstmarkts aufzubauen. Um bei Anlegern und Vertriebspartnern mit dem Argument der Risikostreuung punkten zu können, sollen Schiffsbeteiligungen unterschiedlicher Größenklassen, Marktsegmente, Charterlaufzeiten und Initiatoren angekauft werden. Die meisten Produkte erlauben dabei bis zu einem gewissen Prozentsatz auch den Erwerb von Anteilen an Fonds, die der Initiator selbst aufgelegt hat.
Auch eigene Fonds im Portfolio
Der Hamburger Produktanbieter Nordcapital beispielsweise konnte zum Vertriebsstart des Schiffsportfolio 6 Ende Juni bereits ein Initialportfolio mit sechzehn Schiffsfonds vorweisen, neun davon waren von den Konzeptionären des eigenen Hauses Jahre zuvor erdacht worden.
Den verbleibenden Teil des Portfolios in Höhe von 94 Prozent des Investitionsvolumens versuchen die Hanseaten über eine dreigleisige Investitionsstrategie aufzufüllen. Erworben werden neben langfristig vercharterten Schiffen, die stabile Erträge erwarten lassen auch solche, die nur über eine kurzfristige oder gar keine Beschäftigung verfügen, sofern das Fondsmanagement ihnen ein hohes Wertsteigerungspotenzial bescheinigen kann. Schließlich darf sich der Zweitmarktfonds im Rahmen von Kapitalerhöhungen an Vorzugskapital beteiligen, mit dem notleidende Fonds stabilisiert werden sollen. Da die Anleger regelmäßig nicht zu Nachschüssen gezwungen werden können, lockt das Vorzugskapital häufig mit hohen vorrangigen Auszahlungen.
„Beteiligungen an Schiffen, deren Charter kurzfristig ausläuft oder bereits ausgelaufen ist, sind derzeit zu besonders niedrigen Kursen zu haben. Wir kaufen in diesem Segment aber nur, wenn es die Finanzierungs- und Liquiditätslage der Zielfondsgesellschaften erlaubt. Anteile der dritten Gruppe müssen mit einem tragfähigen Sanierungskonzept hinterlegt sein“, erläutert Dr. Tim Richter, Geschäftsführer der Nordcapital Portfolio Management GmbH. Unterstützung erhält er bei Bewertung und Einkauf der Schiffe von der Reederei E.R. Schifffahrt und dem Schiffsmakler Harper Petersen, die beide zur Unternehmensgruppe gehören.
Ebenfalls am 29. Juni startete der Hamburger Initiator Hesse Newman den Vertrieb seines ersten Zweitmarktfonds Shipping Opportunity. Mit geplanten 15 Millionen Euro Eigenkapital ist es allerdings derzeit die volumenmäßig kleinste Offerte des Segments, die gleichwohl bis zu 100 Fondsanteile erwerben will. Die Investitionsquote liegt bei 91 Prozent des Kommanditkapitals. Hesse Newman betont, mit den Anlegern in einem Boot zu sitzen: Erst wenn diese die prognostizierten Auszahlungen in Höhe von 7,5 Prozent jährlich erhalten haben, soll der Initiator mit 25 Prozent der verbleibenden Ergebnisse bedient werden. Erlaubt die Liquiditätslage der Fondsgesellschaft Auszahlungen von mehr als neun Prozent, steigt der Anteil für Hesse Newman auf 50 Prozent. Das Fondsmanagement zeigt sich gegenüber allen Schiffssegmenten offen. „Wir streuen über alle relevanten Segmente und Klassen. Der Schwerpunkt im geplanten Portfolio liegt auf Containerschiffen unterhalb der Grenze von 6.000 TEU. Wie für die Bulker haben wir kalkuliert, dass bis einschließlich 2010 keine Einnahmen zu erwarten sind, bei den Tankern haben wir für den gleichen Zeitraum mit der Hälfte des Durchschnitts der letzten zehn Jahre ebenfalls vorsichtig gerechnet“, erläutert Vertriebsvorstand Marc Drießen. Bei den Ankaufsbemühungen wird Dr. Guido Komatsu sein Know-how einbringen, das er unlängst noch als Geschäftsführer der Trade On GmbH zur Verfügung gestellt hat, die auf den Ankauf von Fondsanteilen spezialisiert ist und zum Wettbewerber Lloyd Fonds gehört. Auch der junge Hamburger Initiator CH2 hat angekündigt, im Oktober ein Zweitmarktprodukt auf den Markt zu bringen, MCE hat bereits die zweite Offerte dieser Art in der Platzierung.
Liquidität als höchstes Gut
Das größte Volumen hat bislang der Initiator Maritim Invest eingeworben, der bereits seit März 2009 die Offerte Maritim Invest XVIII anbietet und eigenen Angaben zufolge rund zehn der geplanten 50 Millionen Euro bei den Anlegern eingesammelt hat. Investieren wollen die Hanseaten jedoch erstmalig im April 2010. Es sei Tradition des Hauses, zwischen Platzierungs- und Investitionsphase zu trennen, so die Begründung.
Daneben dürfte von Bedeutung sein, dass Ende des Jahres 2008 fünf Vorgängerfonds noch nicht voll investiert waren und vorrangig gefüllt werden müssen. Zu den wesentlichen Ankaufskriterien der Fondsanteile zähle, dass das Schiff seit mindestens fünf Jahren erfolgreich fahre, sodass ein vorübergehender Ausschüttungsstopp kein Hindernis darstellen müsse: „Dient er dazu, die Liquidität in der Fondsgesellschaft zu stärken, um ein Polster der Krise zu haben, ist das ein Beleg für ein gutes Management; resultiert er hingegen aus mangelnden Einnahmen und bestehen keine Rücklagen, kaufen wir nicht. Sollte sich später einer der Zielfonds in unseren Portfolios zu einem Sanierungsfall entwickeln, fangen wir das durch unseren Cashflow und die gebildeten Rücklagen auf“, sagt Maritim-Invest-Geschäftsführer Boris Boldyreff.