Ob Euphorie um China-Aktien im Jahr 2007, Internet-Blase zur Jahrtausendwende oder ganz weit zurückgeblickt bis zur Südsee-Blase im Jahr 1720: Stets kam es nach Jahren der Börseneuphorie zu einer Richtungsumkehr in deren Verlauf die Kurse 70, 80 oder wie am Neuen Markt sogar 98 Prozent verloren.
Der Aktienmarkt sei keine Einbahnstraße, betont er. Stets habe es nach Jahren der Euphorie eine Richtungsumkehr mit starken Kursverlusten gegeben: „Die Börse bewegt sich in Zyklen“, und Aktionäre sollten vorsichtig werden, wenn sie sich am wohlsten fühlten und in der Gesellschaft anderer euphorischer Aktionäre befänden, so der Experte.
Dennoch sieht er jetzt nicht die Zeit für den Rückzug gekommen. Das einzelne gute Börsenjahr 2023 sei, erst recht nach dem Crash-Jahr zuvor, nicht vergleichbar mit Börsenblasen, die sich über Jahre aufgebaut hätten. Vor allem aber täusche der Blick auf die Index-Ergebnisse, denn in der Breite sei es am Aktienmarkt nicht so gut gelaufen, wie es aussehe. Wiechmann erläutert: „In geradezu historischem Ausmaß war das Börsenjahr getragen von wenigen, besonders stark gelaufenen Aktien.“
Gemeint sind die „Glorreichen Sieben“ Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Facebook, Tesla und Nvidia, denen die Euphorie um Künstliche Intelligenz Kursgewinne von durchschnittlich mehr als 70 Prozent beschert habe. „Da es sich bei ihnen um die größten Firmen der Welt handelt, haben sie auch die großen Börsen-Indizes ordentlich nach oben gezogen“, sagt der IAC-Geschäftsführer.
Das Problem: Sinken die Kurse der Index-Schwergewichte, ist die negative Wirkung deutlich zu spüren. „Und bis das passiert, ist es nur eine Frage der Zeit, weil die Börse eben keine Einbahnstraße ist.“ Das sei gefährlich, vor allem für Anleger in Indexfonds oder ETF, warnt Wiechmann. Wer nicht um die Schlagseite der Börse wisse, könne das Risiko für das eigene Geld nicht abschätzen. Andererseits biete die Situation eine Chance: Neben den mittlerweile teuren „Glorreichen Sieben“ gebe es viele Aktien, die teils extrem günstig seien. „Deshalb sollten Anleger aktuell noch mehr als sonst auf eine gute Streuung ihres Aktienportfolios achten.“