Schmerzhafte Korrektur am Anleihenmarkt

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Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der Oddo BHF AG, kommentiert die Folgen der geldpolitischen Wende für den Anleihenmarkt.

„Wir erwarten, dass die effektive Federal Funds Rate von derzeit 33 Basispunkten auf rund 2% bis Ende des Jahres ansteigen könnte. Gleichzeitig zeigen die Sitzungsprotokolle des Federal Open Market Committe (FOMC), dass die amerikanische Zentralbank darüber diskutiert, ihre überdehnte Bilanz Monat für Monat um 95 Mrd. USD zu verkürzen. Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, hat verstanden: Angesichts der hohen Inflation ist eine scharfe geldpolitische Wende notwendig. Die geldpolitische Kehrtwende wird weiterhin schmerzhaft für Anleger sein. An den Märkten macht sich die Sorge breit, dass die Fed nachdem sie viel zu lange gewartet hat, nun geldpolitisch überziehen und die verschärften Finanzierungsbedingungen zu einer Rezession und höheren Arbeitslosenzahlen führen könnten.

Am meisten leidet der Anleihenmarkt unter den veränderten geldpolitischen Vorzeichen. Der globale Anleihenmarkt hat den höchsten Einbruch seit mindestens zwei Dekaden erlitten: Der Bloomberg Global Aggregate Index, der breit die Entwicklung von Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und anderen festverzinslichen Anleihen mit einem Investment-Grade misst, ist seit dem Hochpunkt Anfang Januar 2021 um 12,2% gefallen.

Die Renditeaufschläge von Unternehmensanleihen könnten weiter steigen, wenn die Zentralbanken die Finanzierungsbedingungen weiter verschärfen, die Rezessionswahrscheinlichkeit weiter steigt und die Anleger daher höhere Renditeaufschläge zur Kompensation möglicher Kreditausfälle fordern. Zudem wird der Trend zu weiterhin steigenden Zinsen unseres Erachtens anhalten. In einem Umfeld steigender Zinsen präferieren wir weiterhin kurze Laufzeiten. Zudem meiden wir hohe Kreditrisiken bei Anleihen angesichts der gestiegenen Rezessionswahrscheinlichkeit. Und im Aktienbereich suchen wir verstärkt Investments in stabilen, möglichst rezessionssicheren Sektoren. Dazu zählen wir etwa Anbieter von Produkten des täglichen Bedarfs, den Pharma- und Medizintechniksektor aber auch Hersteller von Landmaschinen und Traktoren, die von der gestiegenen Nachfrage nach Agrartechnik profitieren werden.“

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