Schroders-Analyse: In Krisen schlägt Private Equity Aktien

Porträtbild von Nils Rode
Foto: Schroders Capital
Nils Rode, CIO bei Schroders Capital.

Private Equity hat in den großen Krisen der vergangenen 25 Jahre stets besser abgeschnitten als die Aktienmärkte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Schroders Capital. Kommentar von Dr. Nils Rode, CIO bei Schroders Capital.

Das Wichtigste in Kürze: Private Equity hat während der größten Marktkrisen der vergangenen 25 Jahre stets besser abgeschnitten als die Aktienmärkte. Die Outperformance war während des Dotcom-Crashs, der globalen Finanzkrise, der Krise in der Eurozone, dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und der jüngsten Rückkehr der Inflation doppelt so hoch wie in ruhigen Marktphasen.


Das könnte Sie auch interessieren:

Die weltweiten Private-Equity-Märkte übertrafen den MSCI ACWI Gross Index während jeder der großen Krisen mit einer durchschnittlichen jährlichen Überrendite von acht Prozent. Verglichen mit der Performance des S&P 500 Total Return Index haben die weltweiten Private-Equity-Märkte während aller fünf Krisen mit einer durchschnittlichen Outperformance von vier Prozent ebenfalls durchweg besser abgeschnitten.

Maximaler Drawdown -18 versus -31 Prozent

Der maximale vierteljährliche Drawdown über die fünf Zeiträume lag im Durchschnitt bei minus 18 Prozent, verglichen mit dem Drawdown des MSCI ACWI Gross Index von minus 31 Prozent. Ausschlaggebend für die Outperformance von Private Equity sind strukturelle, fundamentale und technische Faktoren, die charakteristisch für diese Assetklasse sind. Die Marktturbulenzen stellten für Anleger und Anlegerinnen sowie Unternehmen eine Herausforderung dar, aber Private Equity konnte dennoch eine beeindruckende absolute und relative Performance erzielen. Der Kommentar von Nils Rode, CIO bei Schroders Capital:

„In den vergangenen vier Jahren erlebten die Finanzmärkte eine Reihe von Turbulenzen, die weitreichende Auswirkungen hatten. Von der weltweiten Covid-19-Pandemie und dem damit verbundenen Stillstand der großen Volkswirtschaften bis hin zu den jüngsten geopolitischen Spannungen war das Marktumfeld von Unsicherheit geprägt.

Performance trotz Turbulenzen

Eine Rekordinflation und einer der schnellsten Zinserhöhungszyklen der letzten vier Jahrzehnte stellten Anleger und Anlegerinnen sowie Unternehmen vor weitere Herausforderungen. Inmitten dieser Turbulenzen gelang es Private Equity dennoch, eine beeindruckende Performance zu erzielen, sowohl auf absoluter als auch relativer Basis.

War das einfach nur Glück, oder lässt sich diese Erfolgsbilanz auch auf andere Krisen anwenden? Legt man die Volatilität als Maßstab zugrunde, so gab es in den vergangenen 25 Jahren fünf große Finanzkrisen: die geplatzte Dotcom-Blase, die globale Finanzkrise, die Krise in der Eurozone, der Ausbruch der Covid-19-Pandemie und die Rückkehr der Inflation.

Im Schnitt acht Prozent Überrendite

Unter diesen Krisen sticht die globale Finanzkrise als die schwerwiegendste hervor: Die Volatilität erreichte im Hoch annähernd 80 Prozent und verweilte über ein Jahr lang auf einem hohen Niveau. Während die Covid-19-Pandemie eine erhebliche Volatilität verursachte, führten rasche Interventionen der Regierungen und Zentralbanken dazu, dass die Marktturbulenzen recht schnell eingedämmt werden konnten.

Die weltweiten Private-Equity-Märkte übertrafen den MSCI ACWI Gross Index während jeder der großen Krisen mit einer durchschnittlichen jährlichen Überrendite von acht Prozent. Selbst als die Dotcom-Blase platzte und Private Equity aufgrund des Exposure in Technologieunternehmen zu Beginn der Spekulationsblase in Bedrängnis geriet, schnitt die Assetklasse besser ab als die Aktienmärkte. Inmitten der Ungewissheit im Zuge der Covid-19-Pandemie erzielte Private Equity eine annualisierte Rendite von 18 Prozent, während die Aktienmärkte nur zwei Prozent erreichten.

Strukturelle, fundamentale und technische Faktoren

Vergleicht man die Performance mit dem S&P 500 Total Return Index, so haben die weltweiten Private-Equity-Märkte während aller fünf Krisen mit einer durchschnittlichen Outperformance von vier Prozent ebenfalls stets besser abgeschnitten.

Während dieser Krisen erlebten Private-Equity-Anleger und -Anlegerinnen auch eine geringere Volatilität der Performance. Der maximale vierteljährliche Drawdown während der fünf Zeiträume von durchschnittlich minus 18 Prozent, verglichen mit dem Drawdown des MSCI ACWI Gross Index von 31 Prozent, ist auf strukturelle, fundamentale und technische Faktoren zurückzuführen, die für Private Equity charakteristisch sind.

Weniger zyklische Branchen

So verfügt ein typischer Private-Equity-Fonds über gebundenes Kapital, das dem General Partner (GP) einen stabilen und vorhersehbaren Kapitalpool bietet. GPs sind nicht gezwungen, Vermögenswerte in schlechten Zeiten zu verkaufen und können Kapital abrufen, um zu niedrigeren Bewertungen zu investieren. Zudem stehen durch die erfolgsabhängige Vergütung die Interessen des GP mit denen des Portfoliounternehmens in Einklang.

Darüber hinaus konzentrieren sich Private-Equity-Firmen in der Regel auf weniger zyklische Branchen wie das Gesundheitswesen, unternehmensnahe Dienstleistungen und Technologie, während sie nur begrenzt im Bankensektor und der Schwerindustrie investiert sind. Sie bevorzugen weniger volatile Geschäftsmodelle, die wiederkehrende Einnahmen generieren.

Zum Teil nicht realisierte Gewinne

Schließlich trägt auch die Art der Private-Equity-Renditen zu weniger volatilen ausgewiesenen Renditen bei, da sie zum Teil nicht realisierte Gewinne widerspiegeln. Diese nicht realisierten Gewinne beruhen auf Anpassungen der Portfoliobewertungen und orientieren sich an der Zeitwert-Bilanzierung (Fair Value). Aus diesem Bewertungsansatz resultiert eine stetigere ausgewiesene Rendite.

Gerade bei Private-Equity-Investments ist aber die Diversifizierung entscheidend, denn während jeder Krise gab es unterschiedliche Performancetreiber. In allen Krisen, mit Ausnahme der Krise in der Eurozone, war die Performance von Private Equity je nach Strategie und Region sehr unterschiedlich.

Interessanterweise schnitten alle Private-Equity-Strategien während der Krise in der Eurozone durchweg gut ab, auch in Europa. In allen anderen Krisen war jedoch die Diversifizierung ausschlaggebend, um stabile Renditen zu erzielen. Darüber hinaus waren kleine und mittlere Buyouts in vier der fünf Krisen die Strategie mit der besten Performance oder gehörten zu jenen mit der besten Performance.

In den vergangenen 25 Jahren als widerstandsfähig erwiesen

Vier der fünf Krisen waren durch Phasen des Aufschwungs und anschließenden Abschwungs (sog. Boom-Bust-Szenarien) geprägt. So waren bis zum Crash während der Dotcom-Blase Venture Capital und Wachstumsfinanzierungen am erfolgreichsten. Nachdem die Technologiebewertungen jedoch kollabierten, entwickelte sich diese Strategie bis zum Ende der Krise zu jener mit der schlechtesten Performance.

Ein ähnliches Muster gab es bei Buyout-Fonds, die im Vorfeld der globalen Finanzkrise beträchtliche Mengen an Kapital einsammelten, und viele kleine und mittlere Fonds wuchsen zu großen heran. Als jedoch die Liquidität versiegte, mussten große Buyout-Fonds mit stark fremdfinanzierten Portfoliounternehmen erhebliche Rückgänge und negative Renditen hinnehmen.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass sich Private Equity in den vergangenen 25 Jahren auch in Krisen als widerstandsfähig erwiesen hat und mit einer überdurchschnittlichen Performance überzeugen konnte. Die Ergebnisse unterstreichen damit das Potenzial von Private-Equity-Investments als robuste Komponente von Anlageportfolios, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Der genauere Blick darauf, welche Strategien sich während Krisen am besten bewährt haben, verdeutlicht aber auch die Bedeutung der Diversifikation innerhalb dieses Sektors.“

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments