Aufgrund der höheren Zinsen für Bareinlagen und der markanten Volatilität von Anleihen überrascht es kaum, dass Anleger derzeit eher dazu tendieren, ihr Vermögen in Form von Bargeld zu parken. Ein besonders aggressiver Zinserhöhungszyklus, wie ihn die Geschichte selten erlebt hat, hat einen beispiellosen Ausverkauf bei Staatsanleihen ausgelöst. In Anbetracht dieser Entwicklungen kann man es den Anlegern nachsehen, dass sie ihr Pulver vorerst trocken halten wollen.
Die jüngsten Marktbewegungen deuten jedoch auf eine mögliche Zinswende hin. Es gibt nun also einige überzeugende Gründe, eine Anlage in Staatsanleihen wieder in Betracht zu ziehen. Im Folgenden gehen wir auf die drei wichtigsten ein.
1. Staatsanleihen erscheinen günstig
Nach einigen schwierigen Jahren erscheinen Staatsanleihen heute im Vergleich zur Vergangenheit und zu anderen Anlageklassen wie Aktien günstig. Die Renditen von US-Treasuries haben wieder das Niveau vor der globalen Finanzkrise erreicht.
Höhere Kupons bieten zudem erstmals seit vielen Jahren wieder eine echte Alternative zu anderen ertragsgenerierenden Anlageklassen, einschließlich Aktien.
Außerdem zählt nicht nur die Höhe der Renditen, sondern auch der Schutz, den die Anleger durch höhere Kupons (oder Erträge) erhalten. Die Rendite von Staatsanleihen setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem Kurs und den Erträgen. Ein höheres Niveau an konstanten Erträgen bedeutet, dass Sie größeren Kursverlusten ausgesetzt sein können, bevor die Gesamtrendite negativ wird.
ABBILDUNG 1: Höhere Kupons bieten einen Puffer gegen Kapitalverluste.
2. Die makroökonomischen Aussichten … und was uns die Geschichte über die Performance von Anleihen lehrt, wenn die Zinsen ihren Höhepunkt erreichen
Staatsanleihen stellen bereits mit ihren aktuellen Renditen eine ernstzunehmende Konkurrenz für liquide Mittel dar. Berücksichtigt man jedoch den zusätzlichen Vorteil eines potenziellen Renditerückgangs, d. h. die Möglichkeit, dass Anleihen bis zu ihrer Fälligkeit höhere Renditen erzielen können, als ihre aktuelle Rendite widerspiegelt, werden die Argumente für Staatsanleihen noch überzeugender.
Das globale makroökonomische Bild ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Staatsanleihemärkte, da diese sensibel auf Inflation und Zinsen reagieren. An beiden Fronten gibt es ermutigende Nachrichten. Damit fallen zwei der wichtigsten Faktoren weg, die Staatsanleihen in den letzten Jahren unter Druck gesetzt haben.
In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass der Weltwirtschaft eine weiche Landung (langsamer Konjunkturabschwung) gelingen kann. Allerdings können wir die sich mehrenden Warnsignale für eine mögliche härtere Landung nicht ignorieren. In einem solchen Fall würden die Zentralbanken ihre Geldpolitik noch einmal lockern.
Wir sagen nicht, dass der nächste Zinssenkungszyklus unmittelbar bevorsteht. Aber wir wissen, dass, wenn der Markt beginnt, ein solches Szenario einzupreisen, die Märkte für Staatsanleihen zusätzliche Unterstützung erhalten werden. Dies würde auch zu einem Rückgang der Einlagenzinsen führen, wodurch Bargeld weniger attraktiv würde. Außerdem würde das Wiederanlagerisiko für Inhaber kurzfristiger Termineinlagen steigen.
Am wichtigsten ist jedoch, dass die Anleger nicht auf eine Lockerung der Geldpolitik warten müssen, damit sich Investitionen in Staatsanleihen lohnen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Staatsanleihen oft gegen Ende von Zinserhöhungszyklen, wenn Wachstum und Inflation nachlassen, die höchsten Renditen abwerfen.
Tatsächlich gibt es Belege dafür, dass Staatsanleihen in der Zeit unmittelbar nach der letzten Zinserhöhung in einem Zyklus durchweg besser abgeschnitten haben als Bargeld.
Die folgende Abbildung veranschaulicht diesen Trend. Sie zeigt die Outperformance von US-Treasuries gegenüber Bargeld in den Zeiträumen ein und drei Jahre nach der letzten Zinserhöhung der Fed in einem Zyklus. Die jüngsten Signale der Währungshüter deuten darauf hin, dass wir uns dem Ende der Zinserhöhungen nähern. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um Staatsanleihen wieder in Betracht zu ziehen.
ABBILDUNG 2: Beständige Outperformance von Staatsanleihen nach dem Zinshoch
3. Was passiert mit der Korrelation zwischen Aktien und Anleihen?
Das Markt-Timing ist bekanntermaßen schwer zu prognostizieren. Historisch gesehen haben Anleihen und Aktien eine negative Korrelation. Das heißt, wenn die Aktienrenditen negativ sind, weisen Staatsanleihen tendenziell eine positive Rendite auf und umgekehrt. In Zeiten steigender Zinsen sind diese Korrelationen jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit positiv. Zuletzt hat ein starker, inflationsbedingter Zinserhöhungszyklus diese normale Beziehung gestört und zu einer Verschiebung der Korrelationen geführt.
Dennoch gibt es Anzeichen für eine Rückkehr zur traditionellen Beziehung zwischen Staatsanleihen und Aktien. Wie die Abbildung unten zeigt, tendieren die Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen dazu, negativ zu werden, wenn die Arbeitslosigkeit steigt (was derzeit der Fall ist). Der Grund dafür ist, dass die Zentralbanken darauf wahrscheinlich mit Zinssenkungen reagieren werden. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürften die Staatsanleihemärkte wieder eine gute Diversifikationsquelle werden.
ABBILDUNG 3: Rollierende Korrelationen von US-Treasuries/US-Aktien ggü. Arbeitslosigkeit
Hohe Schuldenstände sind nur ein Grund für einen flexiblen Ansatz bei Anleihen
Die Märkte für Staatsanleihen sehen sich zwar nach wie vor Herausforderungen gegenüber, bergen jedoch auch Potenziale. Das umfangreiche Angebot zur Finanzierung staatlicher Ausgaben hat in Verbindung mit der Implementierung quantitativer Straffungsmaßnahmen (ein geldpolitisches Instrument der Zentralbanken zur Verringerung der Liquidität bzw. der Geldmenge in der Wirtschaft) an einigen Märkten für Gegenwind gesorgt.
Diese Herausforderungen können jedoch auch Chancen bieten, insbesondere wenn ein aktiver Ansatz bei der Anlage in Staatsanleihen verfolgt wird, der verschiedene Techniken zur Renditesteigerung geschickt einsetzt.
Beispiele für solche Techniken sind das Management der Gesamtduration, die Kapitalisierung von Intermarket-Divergenzen, die Umsetzung von Renditekurvenstrategien (Anlagestrategien, die darauf abzielen, von erwarteten Änderungen der Renditekurven von Staatsanleihen zu profitieren) und die strategische Allokation in Anlageklassen wie Anlagen in staatsnahe Wertpapiere, die eine Prämie gegenüber Staatsanleihen bieten.
Schließlich sind wir der Ansicht, dass der Schlüssel für das künftige Management von Marktrisiken in einem flexiblen Ansatz liegt.
Die Autoren:
Karen Wright, Associate Investment Director, Global Unconstrained Fixed Income; Michael Lake, Investment-Direktor Anleihen; Jonathan Snow, Investment Director, Fixed Income