Die europäischen Politiker stehen vor zwei großen Herausforderungen: Sie müssen das Staatsschuldenproblem lösen und zugleich 17 Länder unter einen Hut bringen, um sich auf eine Lösung zu einigen. Die Mitgliedsländer des Euroraums müssten gemeinsam für die Schulden einstehen, und zwar im Rahmen einer vollständigen Fiskalunion mit enormen Transferleistungen zwischen den Ländern – aufgrund der strukturellen Ungleichgewichte. Politisch ist dies aber nicht akzeptabel.
Ben Stone meint: „Ich gehe davon aus, dass der Euro am Ende scheitern wird. Die wichtigste Frage ist, wie viele Länder austreten müssen. Ein Ausscheiden Griechenlands oder Portugals wäre handhabbar.“ Wenn aber Spanien und/oder Italien ebenfalls die Währungsunion verlassen, werden die Finanzmärkte vermutlich massiv gestört, und noch mehr Regierungen werden stürzen, vermutet Stone. Zu allem Überfluss sei die Gesamtverschuldung Spaniens gemessen am BIP enorm, und der schrittweise Abbau der Immobilienmarktblase werde weiter für Verwerfungen sorgen. Die Chance, dass Italien im Euro bleibe, sei zwar größer, halte sich aber ebenfalls in Grenzen.
USA: Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen
„Die Krise in Europa ist auch in den USA der größte kurzfristige Unsicherheitsfaktor. Aber die Unsicherheit über die politische Lage nach den Wahlen im November steht dem kaum nach“, so Erik S. Weisman, Renten-Portfoliomanager bei MFS.
Zum Jahresende dürften den USA große Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen bevorstehen, die Anfang 2013 automatisch in Kraft treten – falls sich der Kongress nicht noch anders entscheidet. Noch wüssten die Investoren nicht, worauf sich der Kongress am Ende einigt. Doch wenn die Abgeordneten nichts tun, werde das Ausmaß der Konsolidierung enorm sein und mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in Höhe von etwa 500 Milliarden US-Dollar verbunden sein – etwa 2,5 bis 3,5 Prozent des BIP.
Höchstwahrscheinlich würden die USA dann irgendwann im Jahr 2013 in die Rezession fallen. „Ich glaube aber dennoch, dass sich am Ende die Vernunft durchsetzt und die Politiker nach den Wahlen einen Kompromiss finden, der den Absturz verhindern kann und als Schritt nach vorn wahrgenommen wird“, sagt Weisman. „Aber selbst dann dürfte eine straffere Fiskalpolitik das Wachstum dämpfen. Wir hoffen aber, dass die Sparmaßnahmen nicht so drastisch sein werden, dass das beginnende zarte Wachstum erstickt wird.“ (fm)