Erwartungsgemäß hat die amerikanische Notenbank FED heute die Leitzinsen unangetastet gelassen. Was soll sie auch anderes tun? Gastkommentar von Dr. Otmar Lang, Targobank.
An den Finanzmärkten sinken die Inflationserwartungen für die US-Wirtschaft, das US-Wachstum liegt im ersten Quartal kaum über der Null-Linie und die Konjunktur-Aussichten sind eher mäßig, wie der erneut gesunkene US-Einkaufsmanagerindex zeigt. Vor dem Hintergrund wird auch eine Zinsanhebung im Juni immer unwahrscheinlich. Stattdessen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank in diesem Jahr nur noch einmal die Leitzinsen anhebt.
Yellen könnte eine Zinserhöhung hinauszögern
Dennoch: Die oberste Währungshüterin der USA, Janet Yellen, wird sich auch künftig alle Optionen offen halten. Die Datenlage macht ihr dieses Taktieren leicht. Der Masterplan dürfte sein, eine Zinsanhebung heraus zu zögern. Das wäre keine gute Nachricht für den US-Dollar – und damit auch nicht für die Europäische Zentralbank (EZB). Denn damit bekäme die EZB den Schwarzen Peter postwendend zurückgeschoben.
Im Gegensatz zur EZB gelingt es der FED trotz ausbleibender Zinsanhebungen, die eigene Währung zu schwächen. Die EZB hingegen kann noch so viel Munition im Währungskrieg verfeuern – sie schafft es einfach nicht, den Euro zu schwächen. Dabei könnte nur ein schwacher Euro noch für Wachstumsimpulse sorgen.
In diesem Umfeld könnte der Euro-Dollar-Wechselkurs sogar aus seiner Schwankungsbreite zwischen 1,07 und 1,15 ausbrechen. Zum Beispiel, wenn sich die Briten im Juni gegen einen „Brexit“ entscheiden. Wechselkurse müssen bekanntlich auch über längere Zeiträume nicht immer fundamental getrieben sein.
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Auf die EZB kommt also noch viel Arbeit zu. Während die FED mit ihrer Politik des Herauszögerns scheinbar alles richtig macht und sich weiter entspannt zurücklehnt, stehen die europäischen Währungshüter um Mario Draghi unter permanentem Zugzwang. Der Erklärungsdruck in Frankfurt steigt weiter. Otmar Lang ist Chefvolkswirt der Targobank, Düsseldorf.
Foto: Targobank