Daneben verleiht Donald Trumps Steuerreform seit Beginn dieses Jahres der US-Wirtschaft zusätzlichen Rückenwind und schirmt sie stärker als zuvor von der Weltwirtschaft ab. Daher besteht für die US-Notenbank keine Veranlassung, von ihrem Straffungskurs abzurücken – zumindest solange sich die aktuelle Schwäche der Schwellenländer nicht negativ auf die US-Konjunktur auswirkt. Erschwerend kommt die US-Politik hinzu: Mit den Sanktionen gegen Russland, der Aufkündigung des Iran-Deals, der Konfrontation mit der Türkei und dem Handelsstreit – insbesondere zwischen den USA und China – machte Trump 2018 gleich mehrfach ernst. Die Schwellenländer leiden unter dem Protektionismus und der Angst vor einer Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China.
Sonderfaktoren in einzelnen Schwellenländern
Es sind aber nicht ausschließlich geopolitische und weltwirtschaftliche Einflussfaktoren, die die Emerging Markets belasten. Vielmehr werden diese mit einer Reihe länderspezifischer Probleme kombiniert. Momentan sind mit der Türkei und Argentinien zwei Länder betroffen, die ein besonders hohes Leistungsbilanzdefizit und ein hohes Niveau an in Hartwährungen denominierten Verbindlichkeiten aufweisen. Die Abhängigkeit von internationalen Investoren ist entsprechend groß. In der Türkei führen zudem das hohe Wirtschaftswachstum und die ausufernde Inflation zu einer überhitzten Konjunktur. Eine solche Wirtschaftslage ist typischerweise anfällig für Krisen. Zuletzt stand auch der diplomatische Konflikt um den in der Türkei inhaftierten Pastor und US-Staatsbürger Brunson im Fokus. Dagegen sorgen in Brasilien insbesondere die anstehenden Präsidentschaftswahlen für Nervosität.
Vorbild Argentinien?
Als positives Vorbild galt in der letzten Zeit Argentinien. Der Reform-Kurs des wirtschaftsliberalen Präsidenten Mauricio Macri hat dem Land die Kreditwürdigkeit zurückgebracht und es wieder für den Handel und die internationalen Kapitalmärkte geöffnet. Auch im Zuge der jüngsten Turbulenzen wurden im Gegensatz zur Türkei notwendige Gegenmaßnahmen ergriffen. Präsident Macri hat beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine schnellere Auszahlung des 50 Milliarden schweren Kreditpaketes gebeten. Daneben kündigte er Sparmaßnahmen und Exportsteuern an. Im Jahr 2020 solle ein ausgeglichener Primärhaushalt zwischen Staatseinnahmen und -ausgaben erreicht werden. Zudem erhöhte die argentinische Zentralbank den Leitzins auf 60 Prozent (vorher: 45 Prozent), um der ausufernden Inflation entgegenzuwirken.
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