Schwellenländeranleihen: Drei Entwicklungen bestimmen die weiteren Aussichten

Schild mit der Aufschrift Emerging Markets
Foto: PantherMedia
Gute Perspektiven für Anleihen aus Schwellenländern?

„Wir bleiben trotz des komplexen globalen Umfelds für Schwellenländeranleihen konstruktiv“, sagt Denise Simon, Co-Head im Emerging Markets Debt-Team bei Lazard Asset Management. Aus Ihrer Sicht sind es drei Entwicklungen, die die Marktbewegungen in den kommenden Monaten maßgeblich beeinflussen werden.

1. Sinkende globale Inflation

Das Phänomen einer rückläufigen globalen Inflation habe sich nun weltweit verfestigt. Die Preise für Güter seien seit fast zwei Jahren disinflationär, und zuletzt sei auch die Inflation im Dienstleistungssektor gegenüber ihren Höchstständen von 2021-2022 deutlich zurückgegangen. „Dieser Trend ist sowohl in den Industrieländern als auch in den Schwellenländern zu beobachten, wobei einige Länder wie China sogar kurz vor der Deflation stehen“, sagt Simon. In diesem Umfeld würden Anleger in der Regel Long-Positionen in auf US-Dollar lautender Duration bevorzugen, also Positionen, die von sinkenden Renditen profitieren. „Was die lokale Duration betrifft, so hängt unsere Positionierung von der Wirksamkeit der Geldpolitik in den einzelnen Ländern und der Glaubwürdigkeit ihrer Zentralbanken ab“, erklärt die Expertin. „In Ländern, in denen die Zentralbanken als glaubwürdig gelten, wie Mexiko und Indonesien, bevorzugen wir Long Duration-Positionen in Lokalwährung. Umgekehrt sind wir in Ländern, in denen es anhaltende Bedenken hinsichtlich der Einhaltung der Inflationsziele oder steigender langfristiger Inflationserwartungen gibt, wie z. B. Brasilien, vorsichtiger.“

2. Nachlassendes US-Wachstum gegenüber dem Rest der Welt

Das relative Wachstum sei nach wie vor der wichtigste Bestimmungsfaktor für die Bewertung von Devisen. Frühindikatoren deuten laut Simon darauf hin, dass sich das US-Wirtschaftswachstum im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt (mit Ausnahme Chinas) wahrscheinlich schneller abschwächen wird. „Diese Entwicklung stellt eine Abkehr vom letzten Jahrzehnt dar. Wir gehen davon aus, dass sich die Kapitalströme deshalb von den USA auf andere Länder und Regionen verlagern werden, da Investoren andernorts nach Anlagegelegenheiten suchen“, sagt Simon. Angesichts einer ungünstigeren Wachstumsdynamik und einem anhaltenden Zinssenkungszyklus in den USA von September 2024 bis Dezember 2025 erwartet die Expertin eine breite Abwertung des US-Dollars. „Vor diesem Hintergrund sollten Anleger Short-Positionen in US-Dollar gegenüber den meisten Währungen in Betracht ziehen, es sei denn, die Wachstumsaussichten für das andere Land sind schlechter als die der Vereinigten Staaten“, so die Einschätzung von Denise Simon.

3. US-Wahlen

Die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen dürften sich aus Sicht der Expertin ebenfalls erheblich auf Schwellenländeranleihen auswirken. „Gewinnt die demokratische Kandidatin und Vizepräsidentin Kamala Harris, wird sie sich wahrscheinlich mit einer geteilten Regierung abfinden müssen. Zwar dürfte das Risiko für Strafzölle sinken, aber es könnte auch schwächere Wachstums- und Investitionsbedingungen in den Vereinigten Staaten mit sich bringen, was zu einer anhaltenden Outperformance von EM-Anlagen führen könnte“, erklärt sie. Auf der anderen Seite könne ein Sieg des Republikaners Donald Trump zwei unterschiedliche Szenarien hervorrufen: „Ein klarer Sieg der Republikaner würde ein erhebliches Schlagzeilenrisiko sowie das Potenzial für hohe Zölle auf Importe mit sich bringen – 60 Prozent gegenüber China und 10 Prozent oder mehr gegenüber Europa“, sagt Simon. „Dies könnte diese Regionen dazu veranlassen, ihre Währungen abzuwerten, um die Auswirkungen der Zölle auszugleichen, wodurch in US-Dollar denominierte Vermögenswerte gegenüber solchen in anderen Währungen attraktiver würden.“ Sollte Trump jedoch mit einer geteilten Regierung gewinnen, bei der die Demokraten das Repräsentantenhaus übernähmen, erwartet Simon eine leichte Schwäche bei Schwellenländeranlagen, welche in erster Linie die Währungen beträfe.

Denise Simon hält abschließend fest: „Wir beobachten weiterhin potenzielle Risiken und globale Entwicklungen, um sicherzustellen, dass wir gut positioniert sind, um die Chancen der kommenden Monate zu nutzen.“

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