Die Wachstumsraten in der betrieblichen Krankenversicherung lagen 2021 und 2022 im zweistelligen Prozentbereich. Dennoch ist die Durchdringung im Markt immer noch gering. Welche Rolle spielt die bKV im künftigen Angebots- und Vertriebsmix der SDK?
Engemann: Das Firmengeschäft spielt für uns traditionell eine wichtige Rolle, hier feierten wir im vergangenen Jahr bzw. feiern in diesem Jahr diverse runde Jubiläen. So haben wir bereits 1997, also vor über 25 Jahren, Tarife eingeführt, die Maßstäbe für die moderne bKV, wie wir sie heute kennen, gesetzt haben. Dieses Bestreben, das Thema Gesundheit im Betrieb durch die Entwicklung nützlicher Lösungen immer weiterzudenken, hat sich die SDK stets erhalten. Wir haben früher als viele andere erkannt, dass es noch andere Ansatzpunkte als die reine Absicherung gibt, um sich nachhaltig und umfassend um die Gesundheit von Mitarbeitenden zu kümmern, wie das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Auch hier hat die SDK mit der Gründung der ersten Genossenschaft für BGM, der gesundwerker eG, vor zehn Jahren Pionierarbeit geleistet. Unternehmen erkennen zunehmend, welch wichtigen Erfolgsfaktor die Gesundheit der Belegschaft darstellt. Mit unserem ganzheitlichen Ansatz aus Prävention, Absicherung und ergänzenden Services sind wir hervorragend aufgestellt.
Neue Berechnungen zeigen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bereits zum Ende des Jahrzehnts deutlich höher sein wird, als bislang erwartet. Wir sehen aber schon heute, dass die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung längst nicht mehr ausreichen. Könnten sich über die Integration des Themas in die bKV mehr Menschen erreichen lassen?
Mitzlaff: Die Zukunft der Pflege ist sicherlich eine der größten Herausforderungen unseres Gesundheitssystems, die es zu lösen gilt. Die gesetzliche Krankenversicherung trägt sich aufgrund der Demografieentwicklung schon lange nicht mehr selbst und ist jährlich auf zig Milliarden Euro Steuerzuschüsse angewiesen; im Bereich Pflege sieht die Zukunft aufgrund der steigenden Kosten und des nahenden Renteneintritts der sogenannten „Babyboomer“ noch düsterer aus. Dabei gibt es Lösungsansätze für eine ausfinanzierte Pflegevorsorge von morgen. Zu deren Bestandteilen kann bzw. sollte die verstärkte Absicherung im betrieblichen Kontext gehören. Entsprechende Förderungen von Seiten der Politik wären hier sicher hilfreich. Generell muss aber zum Thema Pflege gesagt werden, dass die Finanzierungslücken ohne entsprechende eigenverantwortliche Vorsorge im Pflegefall schlicht nicht zu schließen sind. Die Beratung zur Pflegevorsorge gehört daher zu einer verantwortungsbewussten und umfassenden Kundenberatung dazu.
Früher waren „Boots on the Ground” das entscheidende Kriterium für vertrieblichen Erfolg. Die Digitalisierung verändert hier die Spielregeln. Wie muss aus Ihrer Sicht der PKV-Vertrieb der Zukunft aufgestellt sein, um langfristig Erfolg zu haben?
Engemann: Für einen erfolgreichen Vertrieb wird es immer entscheidender, vielseitige und unkomplizierte Zugangswege und Kunden-Touch Points zu bieten. Eine Versicherung – selbst wenn sie die Gesundheit, also das höchste Gut, das es gibt, absichert – wird niemals zu den Dingen gehören, die sich die Menschen sehnlich wünschen. Eine Versicherung wird in der Regel als eine Art notwendiges Übel betrachtet. Umso mehr müssen wir den Zugang vereinfachen und langfristig Mehrwerte bieten. Gesundheit ist ein sensibles und damit auch entsprechend beratungsbedürftiges Thema. Der Maklervertrieb gehört deshalb für uns bei der SDK zu einem gut aufgestellten Multikanalmix dazu. Wir sehen das an der positiven Entwicklung in diesem Bereich. So hatten wir hier in den letzten Jahren deutlich zweistellige prozentuale Zugewinne. Dies haben wir einerseits dem großen Engagement unserer Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner zu verdanken, zum anderen zeigt es deutlich, wie konkurrenzfähig unsere Produkte in einem stark umkämpften Markt sind.
Viele Kundenservices sind dank der Digitalisierung erst möglich geworden. Stichwort E-Health. Wie hat sich die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsangeboten in den vergangenen zwei Jahren entwickelt und worauf legen die Kunden wert?
Mitzlaff: Diverse Studien zeigen, dass die Bereitschaft der Kunden, sich mit eHealth auseinanderzusetzen, sehr hoch ist. Aber auch in diesem Themenfeld gilt: Nicht alle Kundinnen und Kunden sind gleich. Generell ist die oberste Prämisse, dass Zugang und Nutzung unkompliziert sein müssen, schließlich soll die Digitalisierung Dinge vereinfachen. Außerdem müssen die Angebote hinsichtlich ihrer Qualität und Nachhaltigkeit analysiert werden. Wir bei der SDK springen bewusst nicht auf jeden Trend auf, sondern prüfen, ob der jeweilige Service auch tatsächlich einen Mehrwert für die Versicherten bringt – und das im besten Falle langfristig. Ein schönes Beispiel für ein solches Angebot ist unser digitaler Arztbesuch, aber auch unsere bereits sehr nutzerfreundlich gestaltete App und andere digitale Angebote entwickeln wir stetig weiter.
Welche Rolle spielen digitale Produkte und Services in Zukunft?
Engemann: Digitale Angebote werden zukünftig zweifelsfrei immer wichtiger. Sowohl, weil die Kundinnen und Kunden zunehmend danach verlangen. Zum anderen, weil digitale Services Möglichkeiten bieten, Ressourcen zu schonen, die dann an anderer Stelle sinnstiftender eingesetzt werden können, beispielsweise wenn ein Kundenbedarf oder -anliegen aufgrund seiner Komplexität engmaschige persönliche Betreuung erfordert.
Lassen Sie uns einen Ausblick auf 2023 werfen. Welche Erwartungen haben Sie für dieses Jahr?
Mitzlaff: Aktuell arbeiten wir intensiv an der weiteren Verbesserung unserer Serviceversprechen und -dienstleistungen. Auch hier hilft die Digitalisierung, die uns etwa in der Sachbearbeitung Freiräume für eine verbesserte und individuelle Dienstleistung am Kunden schafft. Hier wollen wir deutlich besser werden. Der vertriebliche Fokus für dieses Jahr liegt, wie gesagt, auf der Vollversicherung. Vor diesem Hintergrund möchten wir schon jetzt herzlich zu unseren Maklertagen im April und Mai einladen. Deren exakte Termine sowie weiterführende Informationen sind auf unserem Maklerportal unter www.makler.sdk.de zu finden. Wir haben also viel vor in den kommenden Monaten und freuen uns sehr darauf, im Bereich des Maklervertriebs die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre gemeinsam mit unseren Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartnern fortzuschreiben.