Nach Daten von Blackrock vom Januar hat sich das Transaktionsvolumen zwischen 2013 und 2023 von 28 Milliarden US-Dollar Volumen auf 115 Milliarden US-Dollar Volumen mehr als vervierfacht. 2021 bildete in diesem Zeitraum mit 132 Milliarden US-Dollar an gehandelten Secondaries den Spitzenwert, was sich durch den erhöhten Bedarf nach Umschichtungen durch die Corona-Pandemie erklären lässt.
Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft
Während Blackrock das Net Asset Value (NAV) an unrealisiertem privaten Kapital für 2023 auf etwa 10 Billionen US-Dollar veranschlagt, macht das Secondaries-Volumen von 115 Milliarden US-Dollar damit lediglich etwas über ein Prozent im Verhältnis aus. Das Potenzial für weiteres Wachstum bei Secondaries durch Verkäufe dieser unrealisierten Gewinne ist damit enorm. Auch gab Blackrock an, dass 2023 etwa 145 Milliarden US-Dollar an Dry Powder für Secondaries bereitstanden, also das 1,3-fache des tatsächlichen Volumens.
Obwohl Secondaries sich aus der Nische heraus zur eigenen Subassetklasse etabliert haben, ist das volle Potenzial des Secondaries-Markts damit noch lange nicht ausgeschöpft. Die traditionellen Exit-Wege werden weniger nachgefragt, was die Nachfrage nach Secondaries durch General und Limited Partners gleichermaßen treibt. Während General Partners (GPs) 45 Prozent des Volumens ausmachten, waren es vor allem die Limited Partners (LPs), die mit 55 Prozent des Volumens ihr Kapital in neue Investments, darunter auch Secondaries, rotieren ließen.
Secondary-Preise steigen trotz guter Angebotslage
Während das Angebot die Nachfrage nach Angaben von Blackrock noch überwiegt, wurde ein durchschnittlicher Discount von 15 Prozent gegenüber dem NAV der gehandelten Secondaries erreicht. Betrachtet man Zahlen von Jefferies, die für 2023 ein ähnliches Transaktionsvolumen (112 Milliarden US-Dollar) und denselben Preis (durchschnittlich 85 Prozent des NAV) angeben, zeigt sich, dass der Kaufpreis dennoch messbar steigt. Während 2022 laut Jefferies durchschnittlich nur 81 Prozent des NAV für Secondaries gezahlt wurden, stieg der durchschnittliche Preis um vier Prozentpunkte auf 85 Prozent des NAVs. Secondaries sind folglich keine B-Ware, die nur mit Abschlag veräußert werden können, sondern gewinnen an Status und Interesse, wie die sinkenden Abschläge beweisen.
Rekordvolumen im ersten Halbjahr
Im laufenden Jahr stehen die Aussichten für Secondaries bereits jetzt sehr gut. So wurden nach Angaben von Evercore global 72 Milliarden US-Dollar gehandelt, was die vorhergegangen ersten Halbjahre deutlich übersteigt. 2023 waren es im ersten Halbjahr noch 41 Milliarden US-Dollar und 2022 53 Milliarden US-Dollar Transaktionsvolumen. Das erste Halbjahr von 2024 steht damit mit einem Wachstum des Volumens um knapp 76 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 und knapp 36 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 da. Die Zahlen verdeutlichen das Momentum, das Secondaries als Subassetklasse innehaben. Sowohl der Liquiditätsdruck als auch attraktive Einstiegskurse in vielen Assetklassen bewegten mehr Investoren dazu, wiederholt oder erstmalig auf dem Secondaries-Markt tätig zu werden. Secondaries werden damit zum wichtigen Instrument für Investoren, sich Liquidität zu beschaffen oder bestehende Liquidität zu besseren Bedingungen anzulegen.
Aussichten für das zweite Halbjahr
Die Aussichten für Secondaries weisen ebenfalls auf ein Rekordvolumen für 2024 hin. Jefferies geht für 2024 von einem Volumen von mehr als 130 Milliarden US-Dollar aus, was einem Anstieg von mehr als 16 Prozent gegenüber 2023 entspräche. Dennoch steigt auch das Dry Powder weiter. Evercore gibt allein fürs erste Halbjahr von 2024 an, dass das Secondaries Dry Powder bei etwa 189 Milliarden US-Dollar liegt, wobei für 2023 166 Milliarden US-Dollar an Dry Powder angenommen wurden. Überträgt man diese Aussichten auf den deutschen Secondaries-Markt und nimmt Stimmungsdaten von Lagrange hinzu, ergibt sich ein mehr als positives Bild: Secondaries-Transaktionen rücken mehr in den Fokus institutioneller Anleger. Der Fondsmonitor H1/2024, der die Spezial-AIF-Secondaries in Deutschland untersucht, hat zum Ergebnis, dass das Interesse und die gehaltenen Spezial-AIF wieder leicht stiegen. Besonders interessant waren für die befragten institutionellen Anleger Infrastrukturinvestments, während Büroimmobilien die klaren Verlierer sind.
Angesichts eines sich verbessernden regulatorischen Umfelds für Secondaries in Deutschland und die ersten Sekundärmärkte, die den Vorgaben der Finanzmarktaufsicht entsprechen können, sind wir überzeugt, dass Secondaries auch in Deutschland eine größere Rolle spielen werden. Secondaries können sich international bereits beweisen und stellen einen wertvollen Exit-Weg als auch eine attraktive Möglichkeit für den Einstieg in etablierte Fonds mit nachgewiesener Erfolgsgeschichte dar. Der Umweg über Rückgaben von Fondsanteilen an Kapitalverwaltungsgesellschaften wird somit zwangsläufig früher oder später zur Ausnahme werden. Secondaries sind die liquidere Lösung für alle Parteien und eine große Chance für den deutschen Kapitalmarkt.