In der vergangenen Woche hat der BVI eine Studie vorgelegt, nach der eine sogenannte “Fondsrente fast bei allen bis zum Lebensende ausreiche“. Nun äußert sich der Gesamtverband der Versicherer (GDV) und bemängelt die Studienergebnisse. “Grundsätzlich sind die BVI-Berechnungen äußerst problematisch, weil sie auf sehr optimistischen, zum Teil auch falschen Annahmen bezüglich der Sterblichkeit sowie des Kapitalmarktes beruhen”, wird Norbert Rollinger, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung, in der Stellungnahme des GDV zitiert.
Irreführende Bezeichnung
„Die Annahmen gehen sowohl an der Wirtschafts- als auch an der Lebensrealität vorbei. Wenn sich ältere Menschen darauf verlassen, stehen sie womöglich ohne Zusatz-Rente da“, sekundiert auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Zudem sei die in der Studie gewählte Bezeichnung „Fondsrente“ ist irreführend. Es handele sich schlicht um einen Fonds-Auszahlplan, so Asmussen. Dagegen sei eine echte Alters-Rente eine garantierte, meist monatliche Zahlung während des Ruhestandes bis ans Lebensende. So sei es in der gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersversorgung und in der geförderten privaten Altersvorsorge, die aktuell noch Riester-Rente heiße, so Asmussen.
„Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Das täuscht Sparerinnen und Sparer, die sich auf garantiert lebenslange Auszahlungen verlassen möchten. Die verlässliche Finanzierung lebenslanger Grundbedürfnisse, das ist unser gesellschaftlicher Anspruch als Lebensversicherer “, kritisiert Katja de la Viña, Vorsitzende des GDV-Präsidialausschusses Altersvorsorge und Zukunftssicherung und CEO der Allianz Lebensversicherung.
GDV-Kritik: Unrealistische Annahmen des BVI
Der GDV betont, dass man die Annahmen des BVI überprüft und festgestellt habe, dass der BVI mit sehr hohen Renditen und einer verkürzten Lebenserwartung rechne. Damit entstehe der falsche Eindruck, dass das Geld in den meisten Fällen bis zum Lebensende reiche. Die Annahme, dass die deutschen Staatsanleihen (REXP ca. 4,5 %) und Aktien (DAX ca. 9,3 %) dieselben Renditen wie in den letzten 30 Jahren erzielen, hält der GDV zudem für sehr optimistisch. Kritisiert wird auch, dass der BVI für die Studie dauerhaft die Sterblichkeit der Coronaphase zugrunde gelegt hat. „Am 21. August 2024 hat das Statistische Bundesamt jedoch neue Daten vorgelegt“, betont der Versicherungsverband.
Danach ist die Lebenserwartung zuletzt bei beiden Geschlechtern im Vergleich zum Vorjahr um etwa 0,4 Jahre angestiegen. Die verwendete aktuelle statistische Sterbewahrscheinlichkeit berücksichtigte nicht, dass die Lebenserwartung etwa aufgrund des medizinischen Fortschritts noch weiter ansteigen werde. Stattdessen berechne der BVI, dass das Geld in über 95,7 Prozent der Fälle lebenslang ausreicht.
„Das stimmt so nicht, denn: Zwei Drittel der Frauen und mehr als die Hälfte der Männer dürfen damit rechnen, in Zukunft das Alter von 85 deutlich zu überschreiten: Dann reicht ein Auszahlungsplan nicht aus, um die Lücken aus der gesetzlichen Rente zu schließen. Wichtig ist daher eine lebenslange Rente, die das Einkommen auch im hohen Alter sichert“, kritisiert denn auch de la Viña den BVI.
Position der Lebensversicherer
Die von der Bundesregierung eingesetzte Fokusgruppe zur Reform der privaten Altersvorsorge habe ihre Empfehlungen ausgesprochen, betont der GDV in seiner Stellungnahme. Eine Reform der privaten Altersvorsorge soll nach den Plänen der Bundesregierung bis zum Ende der Legislatur umgesetzt werden. Aus Sicht der Versicherer wird die Bedeutung von lebenslangen Renten und Mindestgarantien unterschätzt.