Herr Erdmann, das 7. Asset Manager Meeting hat es thematisch in sich. Die Tour d’Horizon reicht von ESG/Impact über Zinsanlagen bis hin zu Value versus Growth. Welche Themen haben für Sie aktuell das größte Momentum?
Erdmann: In der Tat, die Themenlandschaft entwickelt sich aktuell rasant und wir versuchen mit unseren Referenten ein breites Spektrum davon abzudecken. Dabei sind auch gerne verschiedene Ansätze und Meinungen gewünscht, damit kontrovers diskutiert werden kann. Wir versuchen daher keine Einzelthemen zu priorisieren, sondern neben Asset Managern und Anlageklassen auch hinsichtlich Themen breit zu diversifizieren. So wird selbstverständlich das Thema Nachhaltigkeit angesprochen, aber auch ein makroökonomischer Ausblick, Stockpicking, Marktneutralität sowie die Rückkehr des Zinses stehen auf der Agenda.
Die Themenkomplexe Nachhaltigkeit, Klimawandel und Energiewende scheinen angesichts eines anderen, derzeit die Headlines bestimmenden Themas aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden. Ist das auch Ihr Eindruck und wie kann das Asset Management hier gegensteuern?
Erdmann: Die Folgen des Krieges und der Corona-Pandemie stellen derzeit alles in den Schatten. Das heißt aber nicht, dass ESG und der Klimawandel für Anlegerinnen und Anleger keine Rolle mehr spielen. Das gesteigerte Bewusstsein für diese Themen findet sich in allen Lebenssituationen wieder, von der Ernährung über alternative Energiegewinnung bis hin zur Kapitalanlage. Dieser Spirit ist ganz deutlich zu spüren und wird sich meiner Einschätzung nach auch nicht mehr umkehren, sondern vielmehr weiter verstärken. Klar muss man sich nachhaltiges Handeln auch leisten können und das stellt aktuell viele Haushalte vor große Herausforderungen. Dennoch führt dies maximal zu einer temporären Unterbrechung des Nachhaltigkeitstrends. Bei der Energiewende sehe ich sogar den gegenteiligen Effekt durch die Ressourcenknappheit und -abhängigkeit. Dadurch ist die Suche nach alternativen Energiequellen sogar noch mehr in den Fokus gerückt und spielt auch für Unternehmen eine große Rolle. Für den langfristigen Erfolg ist nachhaltiges Handeln elementar und spielt demnach für das Asset Management eine gleichbleibend wichtige Rolle.
Die Politik der Notenbanken stand zuletzt immer wieder im Fokus der Anleger. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie an der Inflations- und Zinsfront in diesem Jahr?
Erdmann: Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die bisherige Entwicklung auch in diesem Jahr weiter Bestand haben wird. Sprich die Inflation geht zwar etwas zurück, bleibt aber weiterhin auf einem relativ hohen Niveau und dementsprechend werden die Zentralbanken weitere Zinsanhebungen vornehmen. Dies liegt letztendlich auch an der konstant hohen Kerninflation, die weit über der von der EZB angepeilten 2%- Hürde liegt.
Nach fast drei Jahren Corona findet das Asset Manager Meeting am Vorabend des Fondskongress wieder unter „normalen Vorzeichen“ statt. Erwarten Sie ein volles Haus?
Erdmann: Mit dem aktuellen Stand der Anmeldungen sind wir zufrieden. Es sind zu diesem Zeitpunkt so viele Anmeldungen eingegangen wie vor der Corona-Pandemie. Das Besucherkontingent ist aber noch nicht erschöpft und Anmeldungen sind weiterhin über unsere Webseite möglich: https://www.assetstandard.com/veranstaltungen/. Eingeladen sind alle, die vermögensverwaltende Produkte einsetzen, also Produktentscheider/Innen aus Banken, Sparkassen, Family Offices oder Versicherungen, Manager/Innen von Dachfonds oder Stiftungen, Vermittler/Innen, Vermögensverwalter/Innen und institutionelle Investoren. Die Teilnahme ist für alle Besucher kostenfrei.
Interview: Frank O. Milewski, Cash.