Siemens Energy erwartet mehrere Milliarden Euro Verlust durch Windgeschäft

Windenergie Windpark
Foto: Bildagentur PantherMedia / Jens Ickler
Vom politischen Rückenwind für Windenergie konnte Siemens Energy bislang offenbar noch nicht profitieren (Symbolbild).

Trotz der hohen Zubauziele der Bundesregierung bei Erneuerbaren Energien geht der Energietechnikkonzern Siemens Energy wegen massiver Probleme im Windgeschäft von einem Jahresverlust von mehreren Milliarden Euro aus.

Dabei belasteten sowohl Kosten für die Behebung von Qualitätsmängeln bei Landturbinen als auch deutlich höhere Aufwendungen für den Hochlauf für Meeresanlagen (Offshore). Das bereits laufende Sanierungsprogramm der Wind-Tochter Siemens Gamesa soll nun überprüft werden. Einzelheiten will Siemens Energy auf einem Kapitalmarkttag im November vorstellen.

Die Mängel betreffen bestimmte Rotorblätter und Hauptlager sowohl älterer als auch neuer Landturbinen. Betroffen ist dabei lediglich ein Teil der Anlagen. Die Kosten für die Reparatur bezifferte Siemens Energy am Montag bei der Vorlage der Quartalszahlen auf 1,6 Milliarden Euro, die im dritten Quartal verbucht wurden. Im Offshore-Bereich rechnet das Unternehmen mit höheren Produktkosten. Dies sowie „weitere Probleme“ beim Hochlauf der Aktivitäten führen zu weiteren Belastungen von 600 Millionen Euro.

Unter dem Strich vervielfachte sich der Verlust im dritten Quartal (per Ende Juni) auf 2,9 Milliarden Euro, nach einem Minus von 564 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Das Ergebnis wurde zusätzlich noch durch eine Abschreibung von 700 Millionen Euro auf latente Steuern belastet.

4,5 Milliarden Euro Verlust erwartet

Für das Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) erwartet Siemens Energy nun einen Verlust nach Steuern von rund 4,5 Milliarden Euro, nach einem Minus von 712 Millionen Euro im Vorjahr. Die operative Ergebnismarge soll bei minus 8 bis minus 10 Prozent liegen. Das ist deutlich weniger als das Unternehmen vor dem Rückzug der Prognose im Juni in Aussicht gestellt hatte.

Auch beim Umsatz wurde das Unternehmen vorsichtiger. Hier geht es von einem vergleichbaren Erlösplus von noch neun bis elf Prozent aus, nach zuvor in Aussicht gestellten zehn bis 12 Prozent. Dabei sind Währungs- und Portfolioeffekte ausgeklammert.

Ende Juni hatte das Management um Konzernchef Christian Bruch wegen der Probleme im Windgeschäft die Ergebnisprognose, die zuvor bereits zweimal gesenkt wurde und schon hunderte Millionen Euro Verlust vorsah, zurückgezogen. Die Aktie war daraufhin binnen eines Tages um 37 Prozent eingebrochen. Bruch hatte einräumen müssen, das Ausmaß der Probleme so nicht erwartet zu haben.

Übriges Energietechnikgeschäft robust

Dagegen zeigten sich das übrige Energietechnikgeschäft robust. Sowohl im Geschäft mit Gasturbinen, Energienetzen sowie im Bereich Transformation of Industrie konnten die operativen Ergebnisse gesteigert werden. Der Umsatz stieg im Konzern um acht Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Der Auftragseingang legte um mehr als die Hälfte auf 14,9 Milliarden Euro zu.

„Unsere Ergebnisse des dritten Quartals zeigen die Herausforderungen beim Turnaround von Siemens Gamesa“, kommentierte Bruch die Zahlen. „Die starke Leistung der übrigen Geschäftsbereiche gibt mir das Vertrauen in die Fähigkeit unseres Unternehmens, Geschäfte wieder wirtschaftlich erfolgreich aufzustellen.“ (dpa-AFX)

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