Der Branchenführer Allianz Deutschland reduziert zum zweiten Mal in Folge seine Überschussbeteiligung in der Lebensversicherung. Man rechne „auf absehbare Zeit“ nicht mit steigenden Anleihe-Zinsen, so die Begründung. Wettbewerber Ergo hat umgehend gekontert.
Die laufende Verzinsung der Sparanteile von Allianz-Leben-Kunden fällt im kommenden Jahr von 4,3 auf 4,1 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Versicherer seine Überschussbeteiligung erstmals seit sechs Jahren gesenkt.
Zur laufenden Verzinsung kommen 0,6 Prozent aus Schlussüberschuss und Beteiligung an den Bewertungsreserven, sodass die Gesamtverzinsung der Sparanteile 2011 bei mindestens 4,7 Prozent liegen soll.
Vergangene Woche hatten bereits der Direktversicherer Europa und die Nummer zwei im Lebensversicherungsmarkt R+V ihre Verzinsung heruntergefahren. In der Regel wartet die Branche jedoch auf das richtungsweisende Signal vom Marktführer aus München und gibt dann seine Deklarationen bekannt. Es ist also zu erwarten, dass weitere Gesellschaften ihre Überschussbeteiligungen senken.
Ergo-Leben: Laufende Verzinsung bleibt stabil
Dazu zählt zumindest die Ergo Lebensversicherung nicht, wie das Unternehmen unmittelbar im Anschluss an die Allianz-Mitteilung bekanntgab. Der Wettbewerber liegt mit seiner laufenden Verzinsung von vier Prozent allerdings bereits unter dem Branchenschnitt.
Vor Jahresfrist hatten die damals noch als separate Marken auftretenden Ergo-Gesellschaften ihre Überschussbeteiligungen bereits überwiegend nach unten korrigiert. Die Gesamtverzinsung für Sparanteile der Ergo-Leben-Kunden soll im kommenden Jahr bei 4,55 Prozent liegen.
Ergo-Vorstand Daniel von Borries räumte zudem ein, dass bei „bestimmten Einmalbeitragsversicherungen“ gezielt Anpassungen an die aktuelle Marktentwicklung vorgenommen werden sollen. „Wir verändern die Konditionen für Einmalbeitragsprodukte, die einen kurzfristigen Anlagehorizont haben“, erläuterte von Borries die Entscheidung.
Hintergrund: Die Gesamtverzinsung auf die Sparbeiträge von Lebensversicherungen setzen sich aus laufender Verzinsung, Schlussgewinn und Beteiligung an den stillen Reserven zusammen. An den Überschüssen, die über den gesetzlichen Garantiezins von 2,25 Prozent hinausgehen, beteiligen die Versicherer ihre Kunden. In welchem Umfang dies geplant ist, muss im Vorfeld des Geschäftsjahres bekanntgegeben werden. (hb)
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