Nicht nur für die Emissionshäuser bedeuten die neuen Produktregeln des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) große Umstellungen, sondern auch für die Vertriebe. Cash. diskutierte mit Branchenvertretern über die Marktperspektiven geschlossener Investmentvermögen.
Cash.: Wie hat sich das Geschäft mit geschlossenen Investmentvermögen im vergangenen Jahr in Ihren Häusern entwickelt?
Dr. Christoph Ludz, Geschäftsführer der Dr. Ludz GmbH: Wir sind insgesamt zufrieden, denn wir haben uns besser entwickelt als der Markt. Die Zahlen bei geschlossenen Fonds bzw. alternativen Investments sind rückläufig und bewegen sich knapp an der Nulllinie. Im ersten Quartal 2014 sind nur noch rund 280 Millionen Euro platziert worden. Das ist ein desaströser Wert. Wenn ein Haus wie wir künftig bei Fonds nach neuem Recht 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr platziert, ist das wahrscheinlich das Maximum, das noch möglich ist. Ich erwarte erst im nächsten Jahr eine Besserung. Eigentlich muss man Luft für zwei Jahre haben. Vorher wird es nicht annähernd normale Verhältnisse geben.
Hans-Otto Lessau, Prokurist und Leiter Vertrieb der Brenneisen Capital AG: Das vierte Quartal 2013 war ganz schwach. Der Umsatz wird nach meiner Einschätzung frühestens in der zweiten Jahreshälfte wieder steigen. 2014 wird insgesamt ein mageres Jahr für die gesamte Branche. Das wird sie auch 2015 noch aushalten müssen, um dann vom Wiedererstarken des Marktes profitieren zu können.
Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender der Jung, DMS & Cie. AG: Derzeit findet eine Art Wachablösung statt, weg von der Anlageform der geschlossenen Fonds hin zu Direktinvestments. Die Vermittler steigen im Retailbereich von der regulierten Klasse in die nicht regulierte Klasse um. Das hat aber nichts mit der Regulierung an sich zu tun, sondern damit, dass kleinteilige Vermögensgüter wie zum Beispiel Container derzeit die Assets sind, die von den Anlegern am meisten nachgefragt werden.
Ludz: Das schlägt sich aber unmittelbar im Portemonnaie der Vermittler nieder, weil Direktinvestments in der Regel kürzere Laufzeiten aufweisen. Sie bekommen also deutlich weniger Provision. Das sollte man nicht unterschätzen.
Ihr Kollege Alexander Betz hat an die Branche appelliert, auf „Ausweichprodukte“ zu verzichten. Wie beurteilen Sie das?
Ludz: Da muss ich ihm widersprechen, das führt meines Erachtens zu nichts. Das würde ja eine faktische Selbstverpflichtung bedeuten, Produkte nicht zu vertreiben, die der Gesetzgeber aus irgendwelchen Gründen nicht reguliert hat. Das halte ich für nicht gerechtfertigt.
Lessau: Der Ansatz ist grundsätzlich richtig. Intention des Gesetzgebers war es ja eigentlich, jede gemeinschaftliche Geldanlage im Sinne einer bestimmten Anlagestrategie dem KAGB zu unterwerfen. Das wird sich auch durchsetzen. Konstrukte wie Nachrangdarlehen oder Ähnliches werden so wie bisher nicht weiter existieren können. Echte Direktinvestments wie den Kauf einer Eigentumswohnung oder eines Containers wird man aber nicht regulieren können, weil es sich um keine gemeinschaftliche Geldanlage im Sinne des neuen Gesetzes handelt. Hier ist zwar durchaus eine Reglementierung denkbar, aber keine KAGB-Unterwerfung.
Seite zwei: „Markt braucht ein engeres Korsett“