Die Versicherten der Gesetzlichen und Privaten Krankenversicherung erhalten von Jahr zu Jahr mehr Leistungen. Dafür gibt es viele Gründe – so tragen eine immer höhere Lebenserwartung und der medizinisch-technische Fortschritt wesentlich dazu bei. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat nun untersucht, wie sich die Kosten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit der Wiedervereinigung entwickelt haben.
Das Ergebnis zeigt, dass die Leistungsausgaben pro Kopf in diesem Zeitraum um 140 Prozent gestiegen sind.
Gleichzeitig sind die beitragspflichtigen Einkommen jedoch nur um 85 Prozent gestiegen. „Diese Lücke konnte nur geschlossen werden, weil der Beitragssatz im gleichen Zeitraum von 12,3 auf 15,7 Prozent gestiegen ist. Und das, obwohl inzwischen Betriebsrenten zur Finanzierung mit herangezogen werden. Zudem unterstützt der Staat die GKV mit einem Steuerzuschuss in Höhe von 14,5 Milliarden Euro im Jahr“, schreibt das IW.
Ausgaben in der GKV steigen stärker als in der und PKV
Auch in der Privaten Krankenversicherung (PKV) nehmen die Leistungsausgaben zu. In einer aktuellen Studie vergleicht das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) die Pro-Kopf-Ausgaben in beiden Systemen zwischen 2007 und 2017.
Es zeigt sich, dass der Kostenanstieg in der GKV dabei seit Jahren deutlich höher ist. Die stiegen dort nämlich um 45,6 Prozent. In der PKV liegt der Wert hingegen nur bei 38,2 Prozent.
Die Leistungsausgaben werden weiter zunehmen
Es ist absehbar, dass die Gesundheitskosten zukünftig weiter steigen werden. Hauptgrund dafür ist die demografische Entwicklung. Denn Deutschlands Bevölkerung wird immer älter. Das Statistische Bundesamt schätzt, dass die Zahl der Menschen im Alter ab 80 Jahren von 5,4 Millionen im Jahr 2018 bis 2022 auf 6,2 Millionen steigen wird.
Bis 2050 könnte sie sogar auf 10,5 Millionen Menschen wachsen. Da jedoch die Pro-Kopf-Ausgaben für ältere Menschen deutlich über denen für Jüngere liegen, bedeutet alleine diese Entwicklung eine deutliche Kostendynamisierung.
Da gleichzeitig die Bevölkerung im Erwerbsalter von 51,8 Millionen im Jahr 2018 schon bis 2035 auf 45,8 bis 47,4 Millionen abnehmen wird, stellt diese Entwicklung besonders die Gesetzliche Krankenversicherung vor eine enorme Herausforderung.
Denn im Umlageverfahren der GKV müssen die Erwerbstätigen letztlich die Ausgaben der Ruheständler mittragen, weil die GKV-Beiträge auf Renteneinkünfte und sonstige Ruhegelder nicht kostendeckend sind.
Die PKV ist gut auf den demografischen Wandel vorbereitet
Die Private Krankenversicherung hingegen arbeitet mit einem Kapitaldeckungsverfahren, das sie von der demografischen Entwicklung unabhängiger macht.
Grundsätzlich gilt, dass die Beiträge der Versicherten von Beginn an so kalkuliert sind, dass sie schon in jungen Jahren selbst Vorsorge für ihre altersbedingt steigenden Gesundheitsausgaben treffen. Damit sind sie nicht auf die Finanzierung durch nachfolgende Generationen angewiesen.
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