Die Versicherungs- und Finanzwirtschaft tut sich bisher schwer mit Social-Media- Aktivitäten. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Klassisch aufgebaute Unternehmen wie die aus der Versicherungs- und Finanzbranche – oder auch große (Familien-) Konzerne – sind oftmals in ihren alten Strukturen gefangen. Für sie ist es schwieriger, sich einen Weg durch die Digitalisierung zu bahnen.
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Das liegt daran, dass es hier sehr klare Strukturen gibt – wie zum Beispiel Presse- und Kommunikationsabteilung. Social Media wird aber durch jeden Mitarbeiter betrieben, wodurch Kommunikation zu Fluid wird und überall vertreten ist. Genau das ist eine der schwierigen Aufgaben, diese zu beherrschen und gleichzeitig offen zu leben.
Sind Social-Media-Aktivitäten nur für große Konzerne wichtig oder auch für kleinere Finanzdienstleister und Maklerunternehmen geeignet?
Jedes Unternehmen, ob klein oder groß, das eine Botschaft hat und seinen Kunden Nähe bieten möchte, sollte Social Media nutzen. Schließlich geht es heute darum, Werte zu vermitteln und diese authentisch zu leben.
Wird die fortschreitende Digitalisierung die Bedeutung von Social Media in der Finanz- und Versicherungsbranche in den nächsten fünf Jahren beeinflussen?
Wie viele Branchen befindet sich auch der Finanz- und Versicherungssektor durch die Digitalisierung im Umbruch. Immer mehr kleine, innovative Unternehmen drängen in den Markt, und zeigen, was mit der heutigen Technik möglich ist.
Sie bieten beispielsweise benutzerfreundliche Apps an, bedienen ihre Kunden zum Großteil über Social Media und sind dadurch stets erreichbar, wenn der Kunde auf sie angewiesen ist. Immer mehr neue Möglichkeiten durch Social Media zeigen, dass die Finanzindustrie Neukunden besser einschätzen kann – was beispielsweise dazu führt, dass sie schneller einen Kredit bewilligt bekommen.
Die klassische Finanz- und Versicherungsbranche muss sich diesen Gegebenheiten anpassen und die Vorteile der Digitalisierung nutzen. Nur so ist es gewährleistet, dass sie den Kampf in den nächsten fünf Jahren nicht gegen hippe Start-ups verlieren, die seit 2014 den Wettbewerb aufmischen und agile wie schnelle neue Apps und Möglichkeiten anbieten.
Interview: Julia Böhne
Foto: Christoph Kassette