Social Media: Mit Strategie zu mehr Reichweite und Kunden

Ricardo Tunnissen
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Ricardo Tunnissen

Bevor Selbstständige, kleine- oder mittelständische Unternehmen auch nur daran denken, ihren ersten Beitrag hochzuladen, sollten wichtige Fragen unbedingt geklärt werden. Kolumne von Ricardo Tunnissen, Finanzblogger und Content Creator

Man nehme eine Kamera, setze einen Mitarbeiter vor die Linse und schon kann es losgehen. Noch schnell eine Rundmail an alle Kollegen geschrieben, dass man ab sofort auch auf Social Media zu finden ist, mit der Bitte, dem neuen Kanal zu Beginn doch einen kleinen Schubs zu geben, indem man ihm folgt und alle Bilder mit „Gefällt-mir“ markiert.

Die Weihnachtsfeier letzten Monat kam im Team auch echt gut an und scheint daher ein sehr guter erster Beitrag zu sein. Genau wie das 25-jährige Jubiläum der beiden Kolleginnen aus dem Vertrieb, was vor zwei Tagen noch in der Zeitung stand. Schnell ein Foto gemacht und hochgeladen. Fertig. Wir sind auf Social Media.

So oder so ähnlich scheinen viele Selbstständige, kleine- oder mittelständische Unternehmen beim Aufbau ihrer Social Media Präsenz vorzugehen. Nach kürzester Zeit sind die ersten 100 Beiträge hochgeladen. Doch Wachstum, Interaktionen und Anfragen von potenziellen Neukunden bleiben aus. Schnell ist auch dafür der Grund gefunden: Im Jahr 2023 lasse sich auf Social Media keine Reichweite mehr aufbauen. Der Zug sei abgefahren und der Algorithmus spiele kleine oder neue Kanäle doch eh nicht aus.

Ricardo Tunnissen stellt sich vor:

Video: Ricardo Tunnissen

Oft fehlt es aber auch schlicht an Zeit, weshalb kurzerhand der Praktikant oder Azubi mit der Content-Erstellung beauftragt wird. Und selbst wenn sich jemand im Team findet, der den neuen Kanal aufbauen will, stellt sich die Frage: Was für Content soll ich überhaupt hochladen? Und genau davon handelt meine Kolumne.

Wie gelingt der erfolgreiche Aufbau einer Social Media Präsenz von Null an? Ich glaube, diese Frage lässt sich am besten beantworten, indem ich all die vielen Fehler analysiere, die ich selbst zu Beginn meiner Zeit auf Social Media gemacht habe.

Und natürlich auch, indem ich über die Dinge spreche, die dazu geführt haben, dass ich nach nur acht Monaten die ersten 10.000 Abonnenten auf Instagram in meiner Community begrüßen durfte. Und wieso mein zweites Video auf Tiktok innerhalb einer Woche auf fast zwei Millionen Aufrufe kam, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt lediglich 25 Abonnenten auf der Plattform hatte. Alles rein organisch natürlich.

Heute darf ich mich bei Instagram einer rund 33.000, bei Tiktok einer rund 74.000 Menschen starken Community erfreuen. Das Spannende: Ich lade keine Videos hoch, in denen ich tanze. Meine Beiträge behandeln Finanzthemen. Eigentlich trockene Themen. Doch auch diese werden teils millionenfach geklickt. Woran das liegt, darüber sprechen wir jetzt.

Bevor wir als Selbstständige, kleine- oder mittelständische Unternehmen, die das Ziel verfolgen, über Social Media relevante Reichweite oder Neukunden zu generieren, auch nur daran denken, unseren ersten Beitrag hochzuladen, sollte die folgende Frage unbedingt geklärt werden:

Welche Zielgruppe möchte ich erreichen?

Wer seine Zielgruppe nicht kennt, wird diese auch nicht erreichen. Punkt. Daher sollte noch vor dem Start in Ruhe überlegt werden, wen man überhaupt konkret ansprechen will. Anhand der Zielgruppe wird eine passgenaue Content-Strategie erarbeitet. Diese ist wichtig, da wir sonst viel Zeit damit verschwenden, Beitrag für Beitrag hochzuladen, ohne jemals relevante Ergebnisse zu erzielen.

Hierbei können Gespräche mit Bestandskunden aufschlussreich sein. Werden immer wieder die gleichen Fragen gestellt oder Themen besprochen, scheint dies etwas zu sein, was für die Zielgruppe Relevanz hat. Auch ein Blick in die Suchergebnisse bei Google verrät, was die größten Probleme, Ziele, Wünsche oder Herausforderungen der Zielgruppe sind. Der Content, welcher dann schlussendlich auf dem eigenen Social Media Kanal hochgeladen wird, sollte genau diese zuvor recherchierten Themen behandeln.

Das eigene Profil für den Start vorbereiten

Der erste Eindruck zählt. Diese bekannte Weisheit gilt nicht nur in der „realen“ Welt, sie ist auch auf Social Media ziemlich treffend. Für einen guten ersten Eindruck ist es wichtig, dass unsere Zielgruppe auf den ersten Blick versteht, was sie davon hat, unserem Kanal zu folgen.

Was habe ich davon?“

So lautet die Frage aller Fragen. Zumindest online. Eine gute Möglichkeit, diesen Nutzen zu kommunizieren, haben wir über die Bio-Beschreibung unseres Kanals. Das Hauptziel der Bio ist es, neuen Besuchern zu verstehen zu geben, dass es sich für sie lohnt, uns zu folgen. Unsere Bio sollte einen guten Eindruck vermitteln, worum es auf unserem Kanal geht, was der Nutzen ist und auch ein paar interessante Fakten zu uns oder unserem Unternehmen kommunizieren. Das unterstreicht die Kompetenz und hebt uns von der Konkurrenz ab.

Erfahrungsgemäß lohnt es sich die folgenden vier Punkte zu befolgen:

  1. Sag den Menschen, warum sie dir folgen sollen
  2. Sag den Menschen, wer du bist oder wie du ihnen hilfst
  3. Sag den Menschen, was dich besonders macht
  4. Sag den Menschen, was sie nun tun sollen

In der Praxis könnte dies am Beispiel wie folgt aussehen:

  1. Wichtige Tipps zu: Versicherungen
  2. Beste Absicherung für deine Familie
  3. Versicherungsfachwirt (IHK)
  4. Kostenlose Beratung vereinbaren!

Sobald wir unsere Bio verfasst und unseren Nutzernamen sowie unser Profilbild festgelegt haben, geht es an die Erstellung unserer Content-Strategie. Welchen Content sollte ich hochladen?

Eine eigene Content Strategie entwickeln

Content, welcher für „Business Zwecke“ auf Social Media kreiert wird, lässt sich in die folgenden vier Arten unterteilen:

  1. informative Inhalte
  2. werbliche Inhalte
  3. unterhaltsame Inhalte
  4. persönliche Inhalte

Für ein gutes Nutzererlebnis auf unserem Kanal sollte auf einen gesunden Mix der Inhalte geachtet werden. Informative Inhalte sind notwendig, um als Autorität in der eigenen Nische von potenziellen Neukunden wahrgenommen zu werden. Sie unterstreichen die Expertise und erhöhen das Vertrauen. Informativer Content sollte sich anhand der zuvor recherchierten Ziele, Wünsche, Probleme und Herausforderungen unserer Zielgruppe orientieren.

Den Content richtig aufbereiten

Dieser Schritt ist einer der wichtigsten überhaupt, weshalb ich ihm einen extra Absatz widmen will: Die richtige Aufbereitung von Content. Oder wie ich sagen würde: Die Königsdisziplin auf Social Media. Die Aufbereitung entscheidet darüber, ob der Content niemandem oder einem Millionenpublikum angezeigt wird. Der Inhalt ist zwar wichtig. Dennoch wird der beste Inhalt ohne die richtige Aufbereitung niemals Reichweite aufbauen und Neukunden anziehen. Niemals.

Nehmen wir für die kommenden Überlegungen folgendes Beispiel an: Wir sind in der Versicherungsbranche aktiv und möchten gerne auf den Nutzen einer Hausratversicherung aufmerksam machen. Eine der denkbar schlechtesten Wege wäre nun, Content zu erstellen, der die Vorteile einer Hausratversicherung auflistet. Niemand, wirklich niemand liegt bei sich zuhause mit dem Handy auf der Couch, sieht einen Beitrag auf Social Media mit dem Titel „Die Vorteile einer Hausratversicherung“ und ist interessiert.

Wir müssen es schaffen, unsere fachlichen Inhalte so aufzubereiten, dass sie für unsere Zielgruppe interessant sind, mit Freunden geteilt oder für die Zukunft abgespeichert werden. Wir müssen uns in unserer Zielgruppe hineinversetzen.

Bleiben wir bei dem Beispiel einer Hausratversicherung. Wir müssen uns ein Format überlegen, in welchem wir auf den Nutzen eingehen, welches jedoch deutlich spannender ist. Ich habe vor wenigen Wochen genau diesen Content erstellt und teile gerne ein paar Zahlen hierzu. Das macht es greifbarer. Der Titel des Videos lautete: „3 Tipps für die erste eigene Wohnung“. Das Ziel war, dass dieser Content all denjenigen ausgespielt wird, die entweder in den nächsten Wochen in ihre erste eigene Wohnung ziehen werden oder vor kurzem bereits eingezogen sind. Auch wäre ein solches Thema für all diejenigen interessant, die Kinder oder Freunde haben, die sich in einer solchen Situation befinden. Solche Inhalte würden also das Potenzial haben, geteilt zu werden. Einer der drei Tipps bestand darin, den Nutzen einer Hausratversicherung zu kommunizieren.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe zwei Videos produziert, welche zusammen auf über 265.000 Aufrufe gekommen sind. Thema: Hausratversicherungen.

Der ehemalige Banker Ricardo Tunnissen ist Finanzblogger und Content Creator. Er hat rund 34.500 Follower bei Instagram und 75.500 bei Tiktok.

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