Die Einspeisetarife für Fotovoltaikanlagen werden in Deutschland ungeachtet der aktuellen legislativen Hängepartie weiter sinken. Nicht nur deshalb werden auf deutsche Modulanbieter und Solar-Investoren schwere Zeiten zukommen. Doch es gibt Ausweichstandorte.
Gastkommentar von Robert G. Schmidt, CEO des Nürnberger Fondshauses Shedlin Capital AG
Deutschland verliert als Standort für Solar-Investments zunehmend an Attraktivität. Der hiesige Einspeisetarif wird sich, ungeachtet der momentanen Diskussionen, dem Marktpreis für Strom mittelfristig angleichen und somit in absehbarer Zeit als Kriterium für Anleger an Bedeutung verlieren.
Aus diesem Grund müssen sich die Preise für Komponenten nach unten anpassen, um noch weitere für Investoren attraktive Projekte realisieren zu können. Deutsche Modulanbieter werden hier aber kaum mehr eine Rolle spielen, denn sie können der Konkurrenz aus Billiglohnländern bereits jetzt schon kaum mehr Stand halten, wie die jüngsten Beispiele Q-Cells und Sovello verdeutlichen.
Hier werden wir in den kommenden Jahren eine fortschreitende Marktbereinigung sehen, viele Unternehmen werden schrumpfen oder verschwinden. Auch Projektentwickler müssen sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Sie müssen sich auf neue Märkte konzentrieren und gegebenenfalls Projekte schlüsselfertig an Investoren veräußern.
Insbesondere Anleger müssen sich angesichts der aktuellen Situation nach neuen Märkten umsehen. Die Situation in Deutschland und in großen Teilen Europas ist vergleichbar: Sinkende Einspeisetarife führen zu unattraktiven Renditen. Erst wenn die Modulpreise ein Niveau erreichen, auf dem sich die niedrigen Tarife kompensieren lassen, sind weitere Projekte in Märkten wie Deutschland wieder attraktiv.
Es gibt jedoch Perspektivmärkte, in denen sich Solar-Investments weiterhin lohnen: Diese Märkte stehen am Beginn des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, vor allem in den Growth Markets, in denen aufgrund des starken Wirtschaftswachstums enormer Bedarf am Ausbau von Energie, vor allem Erneuerbarer Energie, besteht.
Die dortigen Rahmenbedingungen sind bereits attraktiv oder es werden sukzessive lukrative Investitionsvoraussetzungen geschaffen. Wenn man die notwendigen Zugänge zu den Playern am Markt hat, kann man sich über Power Purchase Agreements attraktive Abnahmepreise für Solarstrom sichern.
In manchen Growth Markets bestehen bereits attraktive Einspeisetarife oder gesetzliche Rahmenbedingungen. Aktuell ist in diesem Zusammenhang Bulgarien zu nennen, wo die Einpeisevergütungen deutlich über dem deutschen Niveau liegen. Dies ist auch in Portugal der Fall.
Foto: Shedlin Capital AG