Solvency II, Riester-Kritik und PKV-Ärger – den deutschen Versicherern mangelt es nicht an Themen. Über die Herausforderungen der Branche sprach Cash. mit Dr. Walter Botermann, Vorstandschef des Alte Leipziger-Hallesche Konzerns.
Das Gespräch führte Lorenz Klein.
Cash.: Das Analysehaus Assekurata hat bei vielen Lebensversicherern einen erheblichen Rückstellungsbedarf von 1,5 Milliarden Euro für die Garantiezusagen aus Altverträgen ermittelt.
Inwieweit ist die Alte Leipziger davon betroffen?
Botermann: Wir haben 2011 eine gesetzliche Zinszusatzreserve in Höhe von 29 Millionen Euro gebildet. Dieses Jahr kommen weitere 90 Millionen hinzu. Ich sehe das positiv, schließlich handelt es sich dabei um eine Rücklage, die sofort dem Kunden gehört und dazu dient, unsere Garantieverpflichtung zu erfüllen. Daran geht auch kein Anbieter zugrunde. Ein echtes Hemmnis ist aber die Mitgabe der Bewertungsreserven im Rentenbereich, was der Gesetzgeber jetzt zum Glück erkannt hat.
Cash.: Bei dieser Frage stießen Sie bei der neuen Chefin der Finanzaufsichtsbehörde BaFin, Elke König, auf viel Verständnis. Sie verlangte von der Politik, dass die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven verändert wird. Freuen dürfte die Versicherungswirtschaft wohl auch, dass die BaFin den vorgesehenen Zeitplan zur Einführung von Solvency II Anfang 2013 als zu ambitioniert empfindet. Stimmen Sie dem zu?
Botermann: Was den Zeitplan angeht, kann ich nur sagen: Solvency II wird irgendwann kommen. Die Frage ist nur: wie? Sollten die gegenwärtigen Vorgaben umgesetzt werden, dann könnte es sein, dass der eine oder andere Marktteilnehmer das Neugeschäft mit Garantieprodukten einstellt.
Verlassen zu viele Anbieter den Markt, heißt es womöglich: Die Vorgaben waren zu streng oder falsch justiert, sodass die Stellschrauben neu justiert werden müssen. Das kann so aber nicht funktionieren. Die BaFin und die deutsche Politik sind sich darüber im Klaren. Ob man in Europa die deutschen Interessen akzeptiert, wage ich aber zu bezweifeln.