Cash.: Warum?
Botermann: Das Garantiemodell, das wir in Deutschland haben, ist in dieser Form – vielleicht noch mit Ausnahme Frankreichs – einzigartig. Wenn Sie sich die bAV-Sparpläne in Großbritannien anschauen, sehen Sie, dass diese teilweise nur zu 60 oder 70 Prozent gedeckt sind.
Auch deshalb ist das Thema Zinszusatzreserve sehr wichtig, damit wir die Versprechen gegenüber den Kunden einhalten können. Dieses Garantiemodell, welches auch sozialpolitische Aspekte hat, gilt es auch unter Solvency II zu erhalten.
Cash.: Wie ist es um Ihre Vorbereitungen auf Solvency II bestellt? Etwa im Hinblick auf das Eigenkapital?
Botermann: Wir gehören zu den Unternehmen, die sehr stark mit Eigenkapital ausgestattet sind. Wenn der Jahresabschluss 2011 festgestellt ist, liegen wir hier bei rund 516 Millionen Euro. Seit vielen Jahren haben wir das Eigenkapital gestärkt, weil wir gesagt haben: Für den Kunden ist es wichtig, einen Versicherer zu haben, der mit Sicherheit seine Garantien erfüllen kann.
Dazu ein Beispiel: Seit der Währungsrefom 1948 haben wir Geldwertstabilität in Deutschland. Eine derartig lange Periode von rund 65 Jahren hat es in Europa seit dem 30-jährigen Krieg nicht gegeben. Der Vermittler hat eine hohe Verantwortung für einen Sparprozess, der einen ähnlich langen Zeitraum umfassen kann. Dann fragt dieser sich zwangsläufig: Von welchem Anbieter kann ich annehmen, dass er dann noch existiert?
Wir schütten daher keine Überschussbeteiligung aus, die wir nicht finanzieren können. Die Senkung der laufenden Verzinsung haben wir bewusst vor allen anderen Lebensversicherern kommuniziert, um deutlich zu machen: Finanzielle Solidität hat für uns Priorität.
Cash.: Welche Ziele haben Sie sich bei der Bildung des Eigenkapitals gesetzt?
Botermann: Wir wollen hier in die nächsten Jahren im gleichen Tempo wie bisher wachsen. Das heißt, wir werden etwa zehn Prozent der Überschüsse vor Steuern ins Eigenkapital der Alte Leipziger Leben überführen. Im Moment haben wir Überschüsse von 360 bis 400 Millionen Euro. Wegen des Niedrigzinsniveaus wird dies aber tendenziell zurückgehen, sodass wir wohl zwischen 30 und 35 Millionen Euro im Jahr neu hinzuführen werden.