Cash.: Neben Solvency II sorgt derzeit auch die Private Krankenversicherung (PKV) für Diskussionen. Wie verfolgen Sie diese?
Botermann: Die Namen der Redakteure, die sich auf einmal mit der PKV beschäftigen, habe ich teilweise bislang gar nicht gekannt. Aber im Ernst: Wir haben als PKV sicher auch die ein oder andere offene Flanke. Dazu zählen beispielsweise einige so genannte Billig-Tarife, die jetzt glücklicherweise vom Markt genommen werden. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die PKV das einzige generationengerechte Sozialversicherungssystem in Deutschland ist. Bei uns muss keiner seine Kinder im Alter bitten, seine Krankheitskosten zu zahlen.
Cash.: Viele PKV-Mitglieder stöhnen aber schon jetzt über die gestiegene Beitragslast und verweigern die Zahlung. Wie begegnen Sie dem?
Botermann: Zunächst betrifft das Problem der Nicht-Zahler nicht nur die PKV, sondern auch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Die PKV hat rund 144.000 säumige Kunden, die GKV rund 1,2 Millionen. Bei der Hallesche Krankenversicherung sind wir unterdurchschnittlich von diesem Problem betroffen. Das liegt an unserer vergleichsweise strengen Bonitätsprüfung.
Wir haben sogar einen Rückgang bei den Nicht-Zahlern im Vergleich zum Sommer 2011 feststellen können – zudem treiben wir das Geld auch ein. Denn häufig ist es keine Frage des Nicht-Könnens, sondern des Nicht-Wollens. Ich bin aber der Meinung, dass die PKV auch für Kunden aufkommen muss, die nicht mehr zahlen können. Das ist ein sozialpolitischer Beitrag, den wir gesetzlich leisten müssen.
Cash.: Fürchten Sie nicht, dass Kunden, denen es in der PKV zu teuer wird, wieder bei der GKV anklopfen?
Botermann: Nein. Die Statistiken zeigen, dass die PKV unterm Strich mehr Kunden hinzugewinnt. 2011 wechselten 160.000 Menschen von den privaten Anbietern zur GKV, umgekehrt sind aber mehr als 235.000 zur PKV gekommen. Ein Großteil der Wanderungsbewegungen ist auch darauf zurückzuführen, dass viele privat versicherte Selbstständige zurück in die GKV müssen, weil sie neu in eine feste Anstellung kommen, deren Vergütung unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze liegt.
Cash.: Mit der Einführung von Unisex-Tarifen im Neugeschäft ab dem 21. Dezember 2012 steht die PKV vor einer erneuten Bewährungsprobe. Wann werden Sie Unisex-Tarife anbieten und wird es bis dahin zu einem Schlussverkauf bei den Männern kommen?
Botermann: Ich glaube nicht, dass wir vor dem Stichtag mit den neuen Tarifen an den Markt gehen. Was den Schlussverkauf betrifft: Wenn man sieht, was bei der Garantiezinssenkung von 0,5 Prozent in der Lebensversicherung geschehen ist, ist stark anzunehmen, dass es einen ähnlichen Effekt geben wird.