Cash.: Wie gehen Sie mit der Kostenexplosion im Gesundheitswesen um?
Botermann: Man muss sich über eins im Klaren sein: Ein längeres Leben und medizinischer Fortschritt führen zu höheren Kosten. Es ist doch eine pure Illusion, zu glauben, irgendeine Gesundheitsreform würde langfristig die Kosten im Gesundheitswesen einschränken. Sie wollen doch auch nicht verzichten, wenn es in Zukunft bessere Behandlungsmethoden gibt – beispielsweise individualisierte Medikamente in der Krebsbehandlung.
Cash.: Ist die Kostenentwicklung auch der Grund dafür, dass der Gewinn der Hallesche Krankenversicherung von 150 Millionen Euro in 2010 auf 142 Millionen im letzten Jahr zurückging?
Botermann: Das Ergebnis von 150 Millionen Euro ist in einem Jahr entstanden, als wir nur zwei Prozent Leistungsanstieg hatten. Zuletzt hatten wir einen Anstieg von neun Prozent und dies führt natürlich zu einem geringeren Ergebnis. In der jüngeren Vergangenheit haben wir immer zwischen 90 und 120 Millionen Euro Gewinn verbucht – wenn wir in diesem Korridor bleiben, ist das ganz solide. Gleichwohl schauen wir immer nach Lösungen, um unsere Kostenstruktur weiter zu optimieren.
Cash.: Wo zum Beispiel?
Botermann: Nehmen wir die Beitragsrückerstattung: Wir zahlen bis zu drei Monatsbeiträge zurück. Da mag der eine oder andere sagen, dass dadurch die Gesunden gegenüber den Kranken bevorzugt werden. Das stimmt aber so nicht, denn viele Leute haben manche Rechnungen ja gar nicht erst eingereicht.
42 Prozent unserer Kunden haben im letzten Jahr keine Leistungen eingereicht und die erhalten – je nach Anzahl der Jahre der Nichteinreichung – eine Beitragsrückerstattung. Das lohnt sich für beide Seiten.
Cash.: Die klassische Lebensversicherung (LV) droht zu einem Ladenhüter zu werden. Vermarkten Sie die klassische LV noch und welche Möglichkeiten sehen Sie für alternative Garantiemodelle?
Botermann: Einige Unternehmen werden weiterhin klassische Zinsgarantien anbieten – und dazu werden auch wir gehören. Wir vermarkten die klassische Lebensversicherung noch, weil sie sich gut verkauft und für viele Kunden ein sicheres Produkt ist. In unserem Neugeschäft liegt ihr Anteil bei immerhin über 60 Prozent.
Seite fünf: Pensionsfonds gehören in ein umfassendes bAV-Portfolio