Es gibt zwei gegenläufige Trends auf dem Kapitalmarkt. Zum einen wird der Staat zur Finanzierung der Finanzpakete auf dem Kapitalmarkt zusätzlich als Nachfrager auftreten. Um Investoren den Kauf von Bundesanleihen attraktiv zu machen, müssen höhere Zinsen geboten werden. Die Anleihemärkte reagierten bereits auf die Ankündigung einer geplanten Ausweitung der Schulden. Die Kurse der deutschen Bundesanleihen waren als Reaktion auf die politischen Pläne zuletzt deutlich gefallen; im Gegenzug stiegen die Anleiherenditen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe – an der sich die langfristigen Kapitalmarktzinsen und damit auch die Bauzinsen orientieren – ist schon teilweise gestiegen.
Zum anderen will die Europäische Zentralbank (EZB) ihre expansive Politik fortsetzen. Gemäß geldpolitischem Beschluss vom März 2025 hat die EZB entschieden, den Leitzinssatz zu senken. Es sollen bis zum Jahresende noch zwei weitere Zinssenkungen erfolgen, was u.a. die Refinanzierung der Banken verbilligen würde. EZB-Leitzinsen und Hypothekenzinsen hängen aber nur indirekt zusammen; entscheidender ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen.
Aufgrund der Erwartung zukünftiger Nachfragesteigerungen und Inflation kann der langfristige Zins nominal nach oben gehen, während die Notenbank aktuell die kurzfristigen Zinsen noch senkt. Die geldpolitischen Beschlüsse konnten sich nicht aus dem Schatten der Fiskalpolitik (Ausgabenprogramme) lösen. So sank die Rendite der Bundesanleihen zwar ein wenig – ging aber unter im allgemeinen Zinsanstieg.
Aktuell nimmt der Markt ein höheres Angebot vorweg, was sich in steigenden Renditen bei länger laufenden Bundesanleihen spiegelt. Zinspolitisch überwiegen perspektivisch die negativen Zinswirkungen der höheren Staatsausgaben, sodass mit einem Anstieg der langfristigen Zinsen zu rechnen ist, aber sicherlich nicht so stark wie im Jahr 2022.
Die Bau- oder Hypothekenzinsen orientieren sich an der Entwicklung der Renditen für langfristige Bundesanleihen, daher ist auch ein Anstieg der Bauzinsen zu erwarten. Die Höhe der Bauzinsen hängt auf der einen Seite von der Menge an Krediten ab, die Privatpersonen, Unternehmen und Staat nachfragen. Für das Angebot sind die Geschäftsbanken verantwortlich, deren Angebot orientiert sich zum einen an der Entwicklung der Leitzinsen (Refinanzierung) und zum anderen an den Marktbedingungen. Für die Entwicklung der langfristigen Zinsen sind die Bedingungen auf den Anleihemärkten bedeutender als die EZB-Entscheidungen. Die Bauzinsen hängen über die Pfandbriefrendite an der Rendite der Bundesanleihe mit längerer Laufzeit. Auf diese wirken vielfältige Faktoren ein, neben der Geldpolitik zum Beispiel auch die Inflationserwartungen an den Finanzmärkten, die Konjunktur, die Risikoneigung der Investoren, die Einschätzung der Bonität des Emittenten und die Zinsentwicklung in anderen Währungsräumen. Deshalb sinken die Bauzinsen nicht automatisch mit jeder EZB-Leitzinssenkung.
Die Hypothekenzinsen, die in diesem Jahr bislang zwischen 3,0 und 3,5 Prozent lagen, werden leicht ansteigen. Es ist damit zu rechnen, dass die Bauzinsen knapp über 4,0 Prozent zum Jahresende liegen werden.