Bei den Auswirkungen sind sowohl positive als auch negative Aspekte gegeben. Auf der einen Seite sind durch den Anstieg der Hypothekenzinsen verschiedene, eher negative Folgen für die Immobilienmärkte zu erwarten. Auf der anderen Seite bieten die Sondervermögen eine große Chance für die Modernisierung der Gesamtwirtschaft. Auch die Bau- und Immobilienwirtschaft kann hiervon profitieren. Im Folgenden soll dies für einzelne Aspekte dargestellt werden.
4.1 Bau von Immobilien
Von den Investitionsprogrammen werden durch mehr Aufträge auch die Bau- und Immobilienwirtschaft profitieren. Dies wird bei dem Infrastrukturprogramm wesentlich stärker als bei höheren Verteidigungsausgaben sein. Im Sondierungspapier wird beim geplanten Infrastruktur-Sondervermögen der Wohnungsbau nicht explizit genannt. Zur Stabilisierung des Wohnungsmarktes soll aber der soziale Wohnungsbau als wesentlicher Bestandteil der Wohnraumversorgung ausgebaut werden. Der so auch ausgelöste Wirtschaftsaufschwung kommt auch den Haushalten mit steigenden Einkommen zu Gute und verbessert die Nachfrage nach Immobilien. Dies würde sich positiv auswirken.
Die Bauindustrie wird belastet durch die leicht höheren Zinsen, da auch die Baukosten auf dem hohen Niveau stabil bleiben. Sollten die Zinsen noch weiter steigen, dann könnte das die Erholung im Baugewerbe verzögern. Dies betrifft sowohl den Bau neuer Immobilien als auch die Projektentwicklungen. Durch die Zinserhöhungen wird die Zwischenfinanzierung teurer und insgesamt der Bau von Immobilien.
Ein Zinsanstieg würde die Rahmenbedingungen für die Projektentwickler verschlechtern. In der Planungsphase sind insbesondere bei knapp kalkulierten Projekten mit geringen Margen Probleme zu erwarten. In der Bauphase machen die Finanzierungskosten üblicherweise nur einen geringen Anteil der Gesamtkosten eines Projekts aus, sodass geringe Zinssteigerungen trotz der höheren Fremdfinanzierungskosten nur wenig belasten. Bei dem Verkauf des Projektes ergeben sich durch die steigenden Zinsen weitere Gefahren für die Projektentwickler. Die für den Käufer gestiegenen Finanzierungskosten können dazu führen, dass die Käufer nicht mehr bereit sind, den Preis zu zahlen. Es könnte somit schwieriger werden, einen Abnehmer für das Projekt zu finden.
4.2 Investment
Steigende Zinsen führen zu einer geringeren Nachfrage auf dem Investmentmarkt, auf dem Immobilien als Assets gehandelt werden. Die Kapitalanleger vergleichen bei ihren Kaufentscheidungen die Rendite der Anleihen mit der Immobilienrendite. Die Anleiherenditen werden attraktiver, sodass Umschichtungen im Portfolio bzw. Neuanlagen von Kapital nicht mehr vorzugsweise in Immobilien erfolgen.
Infolge des steigenden Zinsumfelds ist mit steigenden Anfangsrenditen zu rechnen. Um die Immobilien wieder attraktiver zu machen, müssen ebenfalls die Immobilienrenditen steigen. Sollte es zu einem Anstieg der Immobilienrendite kommen, so wird dieser über niedrigere Kaufpreise erfolgen. Das würde die Erholung der Immobilienpreise, die in letzter Zeit eingesetzt hat, unterbrochen.
4.3 Finanzierung
Bei den Auswirkungen der kommenden Zinserhöhung ist zwischen der Finanzierung des Baus sowie des Kaufs von Immobilien zu unterscheiden. Steigende Zinsen haben negative Folgen beim Kauf oder dem Bau von Immobilien, wobei sich aber Unterschiede zeigen.
Beim Bau von Immobilien werden die höheren Zinsen zu den in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Baukosten hinzu kommen. Die Zinserhöhung führt bei der Finanzierung des Baus zu einer stärkeren Belastung der Bauherren. Die Nachfrage nach Immobilien sinkt, da die Finanzierung durch die steigenden Zinsen schwieriger wird.
Bei der Finanzierung bestehender Immobilien ist zu berücksichtigen, dass es in den letzten Jahren zu einem Rückgang der Kaufpreise kam. Die Immobilienpreise sind auf breiter Front seit dem Jahr 2022 deutlich zurückgegangen, sodass der Preisrückgang seit 2022 teilweise den aktuellen Zinsanstieg kompensieren wird.