Derzeit haben die Aktivitäten eines ausländischen Mutterunternehmens also keinen Einfluss auf das Rating einer in China ansässigen Tochtergesellschaft. Unternehmen, die nur nach China exportieren, sind derzeit ebenfalls nicht betroffen. Aber: Ein Ausbau des Systems in diese Richtung ist nicht ausgeschlossen.
Rating von Unternehmen ist nicht neu – Big Data macht neues Level möglich
Die Bewertung von Unternehmen ist in China nicht neu. Sie erfolgt bereits seit einigen Jahren – allerdings verstreut über verschiedene Register unterschiedlicher Behörden. Neu ist, dass die bestehenden Systeme zusammengeführt und ausgebaut werden sollen. Das Ziel: eine zentrale Metadatenbank. Der Plan zur Einführung der nationalen Internet- und Monitoring- Datenbank wurde 2014 veröffentlicht.
Seitdem laufen die Vorbereitungen. Parallel zur Entwicklung des eigentlichen Bewertungssystems wurden die wesentlichen Rechtsgrundlagen zur Schaffung des neuen Systems erlassen. In viele Gesetze und Vorschriften wurden Regelungsverweise eingefügt, die Verstöße von Unternehmen mit einem entsprechenden negativen Rating im Sozialkreditsystem verknüpfen.
Verschiedene Behörden haben ihre IT- mInfrastruktur verbessert und Kooperationsvereinbarungen zum Datenaustausch abgeschlossen. Gegenwärtig erfolgt ein Testlauf der Datenbank. Die zentrale, allumfassende Datenbank möglich gemacht hat die große Menge Big Data, die die chinesischen Behörden in der Vergangenheit gesammelt haben und weiter sammeln werden.
So lassen sich Umweltbehörden in Echtzeit die Messwerte der Schadstoffemissionen aus den Betrieben liefern, um sie für die Unternehmensbewertung zu nutzen. Durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Technologieführern, wie Huawei, Alibaba und Tencent, können die Daten umfassend integriert und weiter verfeinert werden.
Gravierende Konsequenzen bei schlechtem Rating
Für Unternehmen kann ein schlechtes Rating einschneidende Folgen haben. Dazu zählen etwa Geldbußen, der Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen, Einschränkungen beim Erwerb von Lizenzen, der Ausschluss von der Kreditvergabe, ein Eintrag in schwarze Listen, sowie Maßnahmen gegen den gesetzlichen Vertreter oder verantwortliche Personen, wie Reisebeschränkungen.
Unternehmen mit schlechten Bewertungen, müssen mit häufigeren Kontrollen rechnen. Die meisten Sanktionen konnten bei Gesetzesverstößen auch zuvor schon verhängt werden.
Bei einer Falschbewertung kann eine Korrektur bei der zuständigen Behörde beantragt werden. Zudem soll es möglich sein, Negativpunkte durch die Teilnahme an Trainings abzubauen. Ausgenommen sind bestimmte schwerwiegende Verstöße. Diese Trainings können bei zugelassenen kommerziellen Anbietern gebucht werden – ein Geschäftsmodell, das Anlass zur Sorge geben könnte.
Rating-System kann auch Vorteile haben
Die Bewertung der Unternehmen wendet zum überwiegenden Teil rechtliche und wirtschaftsrelevante Kriterien an. Damit ist sie etwas anderes als das umstrittene Social Scoring von Privatpersonen, das in einigen Städten getestet wird und in westlichen Medien unter den Schlagworten „Big Brother“ und „Orwell Reloaded“ große Beachtung findet.
Verstöße von Unternehmen gegen Umweltschutz, Arbeitsschutz, Produktsicherheit sowie Steuer- und Zollbestimmungen zu ahnden und publik zu machen, stößt bei vielen deutschen Unternehmen auf Zustimmung. Transparenz in diesem Bereich ermöglicht es Firmen, potentielle Geschäftspartner besser einzuschätzen.
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