Spannungen am Golf – wie reagieren russische Aktien?

Der Nahe Osten bleibt ein Zentrum geopolitischer Spannungen und dies beeinflusst auch den Ölpreis. Sollte die für den Öltransport wichtige Meeresenge von Hormus geschlossen werden, könnte dies den Ölpreis über 100 Dollar steigen lassen, so die Befürchtungen vieler Analysten. Was bedeutet dies für russische Aktien, die stark vom Ölpreis abhängen? Ein Kommentar von Vladimir Tsuprov ist Chief Investment Officer bei TKB Investment Partners.

Russlands Aktien bieten die höchsten Dividendenrenditen weltweit. Mit durchschnittlich 6,8 Prozent werfen russische Aktien im Vergleich mit dem Index MSCI Emerging Markets eine gut doppelt so hohe Rendite ab. Spitzenreiter ist die mehrheitlich staatliche Sberbank: Das mit Abstand größte osteuropäische Geldhaus will für das abgelaufene Jahr 49 Prozent der Gewinne an die Anteilseigner als Dividenden zahlen, gegenüber 37 Prozent für 2017.

Die höchsten Dividenden der Welt

Auch der Ölförderer Surgutneftegas zahlt mit 17,2 Prozent eine ansehnliche Dividende. Der Metallriese Norilsk Nickel kommt auf 11,6 Prozent, Sberbank auf 9,4 Prozent. Weitere große Namen sind etwa der Transportkonzern Globaltrans (13,8 Prozent) und die Stahlkonzerne Severstal und MMK (11,8 und 12,4 Prozent) sowie der staatlich kontrollierte Diamantförderer Alrosa (12,3 Prozent).

Noch Luft für Kursgewinne

Nicht nur auf Öl setzen Rohstoff- und Metallurgiekonzerne wie Norils Nickel, MMK, NLMK oder Severstal. Insgesamt war die Kursentwicklung in Russland bisher ganz ordentlich: Trotz Sanktionen und schwachem Rubel hat sich der Moskauer Leitindex RTS seit 2001 verfünffacht. Der RTS-Index stand im Februar 2014 – vor der Krim-Krise – bei 1.360 Punkten. Am 20.06.2019 waren es nun 1.390 Zähler. (Stand: 20.06.2019)

Doch die wahren Aktien-Perlen zu finden, ist nicht ganz einfach. Dazu kommt: Nicht alle russischen Aktien sind in Deutschland zu kaufen. Interessierte Anleger sollten sich daher spezialisierte Russlandfonds ansehen. Die Präsenz vor Ort und ein spezialisiertes, erfahrenes Team sind wichtige Vorteile bei der Aktienauswahl.

Auswahl benötigt mehr als Expertise

Diese basiert auf einem strikten Bottom-up-Ansatz, zu dem auch Firmenbesuche gehören. Der Schwerpunkt liegt auf Aktientiteln, die sowohl solide Fundamentaldaten als auch eine niedrige Bewertung in sich vereinen.

Die größten Positionen im Portfolio sind derzeit die Energietitel Lukoil und Gazprom, die Sberbank und die Unternehmensgruppe Alrosa, die zu den bedeutendsten Diamantenproduzenten der Welt zählt. Die Einzeltitel sind zum Teil deutlichen Marktschwankungen unterworfen. Der Fonds richtet sich daher vor allem an risikobereite Investoren, die sich auch durch starke Kursschwankungen nicht verunsichern lassen.

Nichts für schwache Nerven

Die russische Wirtschaft steht aktuell vor vielfältigen Herausforderungen. Und auch politisch ist die Lage angespannt, nicht zuletzt durch die von US-Präsident Trump angedrohten Sanktionen und die damit verbundenen Unsicherheiten. Besonders präsent ist deutschen Anlegern auch das Tauziehen um die Gaspipeline Nordstream 2.

Derzeit sind bereits 58,7 Prozent der Gesamtlänge ausgebaut, doch gerade haben die USA einen neuen Gesetzesentwurf für Sanktionsmaßnahmen an der Pipeline ausgearbeitet. Hier liegt also ein gewisses Risiko, welches man allerdings im Kontext betrachten sollte: Gazprom baut zeitgleich noch diverse andere Pipelines, auch nach China. Bis 2035 soll Russland einer der größten Gaslieferanten Chinas werden. Dies wiegt das Nordstream-Risiko durchaus auf.

Die weiteren Aussichten

Insgesamt sind die Investoren positiv gestimmt. Der stellvertretende Finanzminister Vladimir Kolychev erklärte kürzlich, dass für ausländische Investoren die Risiken im Zusammenhang mit den US-Sanktionen gegenüber Russland keine so große Rolle spielen. Dies zeige sich an der Summe von 375 Milliarden Rubel, also 5,8 Milliarden US-Dollar, die Russland im Mai 2019 an ausländischen Investitionen angezogen habe.

TKB Investment Partners bewertet den russischen Aktienmarkt positiv und schätzt die mögliche Dividendenrendite in den nächsten drei Jahren auf durchschnittlich 8 Prozent, die durchschnittliche Free-Cashflow-Rendite sogar auf 10 Prozent. Die fairen Marktwerte könnten zusätzlich um 15 Prozent steigen.

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