In diesem Moment werden die zunächst rationalen Motive zunehmend mit spekulativen Elementen vermischt. An dieser Stelle werden zwei Dinge klar: Dass es auch eines psychologischen Elements bedarf, um eine solche Frage zu beantworten. Und dass Eigennutzer von Immobilien sich diese Blasenfragen nicht wirklich stellen.
Festzuhalten ist, dass nicht jeder Preisanstieg auf die Bildung einer Spekulationsblase zurückzuführen ist. Starke preisliche Anstiege können auch auf reale Knappheiten hinweisen, etwa weil das Angebot der Nachfrage nicht folgen kann.
Im Fall einer spekulativen Preisblase würden dann die Angebote synchron zu den Suchanfragen steigen, weil Gewinne realisiert werden sollen. Steigende Preise sind trotz steigender Leerstandsquoten immer ein deutliches Indiz für eine Immobilienblase. Sind diese aktuell sichtbar? Eher nein.
Preisanstiege lassen sich rechtfertigen
Offensichtlich steht dann nicht mehr der aktuelle Ertrag in Form der Mieten im Mittelpunkt, sondern lediglich die Erwartung, dass der künftige Verkaufspreis den gegenwärtigen Preis deutlich überragt und sich so hohe Gewinne realisieren lassen. Findet das aktuell statt? Nein.
Die typischen spekulativen Verhaltensmuster für eine Blase auf dem Markt für Wohnimmobilieninvestments sind aktuell nicht zu erkennen. Bei Betrachtung der fundamentalen makroökonomischen Preisdeterminanten lassen sich die Preisanstiege durchaus rechtfertigen.
Zur Analyse gehört aber auch, dass aktuell Sachwertinvestments als sehr interessant gelten, da es an renditeträchtigen Alternativinvestments mangelt – unter Anlagezwang dann aus der Not also eine Tugend machen?
Der Blick auf die sinnstiftende Rendite gerät bei alledem oftmals leicht aus dem Fokus wenn sich die angebotenen Produkte schwerpunktmäßig im Luxus-, Premium- oder High-end-Segment positionieren.
Das ist keine Investition sondern verlängerte Liebhaberei und sollte dann auch nicht zu Wehklagen führen wenn in einem Marktabschwung die Nachfrage genau nach diesen Objekten stagniert. Aber eine Blase: nein, das nicht.
Dr. Thomas Beyerle ist Managing Director und Leiter der Researchabteilung bei der Catella Property Valuation GmbH.
Foto: Christian Daitche