Stabilitas: „Gold ist kein Krisenmetall“

Der Abwärtstrend bei den Edelmetallen geht weiter. Der Goldpreis verlor im November 6,8 Prozent und schloss bei einem Kurs von 1.064 US-Dollar pro Feinunze ab. Damit hat das gelbe Metall seinen größten Monatsverlust seit Juni 2013 hinnehmen müssen und nähert sich der psychologisch wichtigen Widerstandsmarke von 1.000 US-Dollar pro Feinunze.

Martin Siegel, Stabilitas: „Platin und Palladium fehlt die Unterstützung aus der Industrie“

„Es zeigt sich erneut, dass Gold kein Krisenmetall ist. Trotz Flüchtlingskrise, den Terroranschlägen von Paris oder dem Türkei-Russland-Konflikt ist der Goldpreis weiter gesunken“, sagt Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer bei der Stabilitas GmbH. Silber folgte dem großen Bruder, verlor 9,5 Prozent und erreichte eine neues Sechs-Jahres-Tief. Als Gründe für den schwachen November werden allgemein die Diskussionen um die erwartete US-Zinswende und dem dadurch noch stärker erwarteten US-Dollar angeführt.

Zinswende hat keinen Einfluss auf Attraktivität von Gold

„Wir glauben, dass die Zinserhöhung im Dollar schon zum Großteil eingepreist ist, wodurch der Greenback nicht mehr so stark steigen wird, wie vielleicht von manchen erwartet“, sagt Siegel. Die allgemeine Sicht, dass durch eine Zinserhöhung Gold weiter an Attraktivität verliert, teilt Siegel nicht. Eine mögliche Zinswende müsse man zum einen aus einer statischen und zum anderen aus einer dynamischen Perspektive betrachten.

Aus statischer Sicht sind hohe Zinsen natürlich eine Alternative zu Goldinvestments, da Gold keine Zinsen bringt. Aus dynamischer Sicht bedeutet das allerdings: Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihekurse. Bei niedrigen Zinsen und fallenden Kursen werden wir eine echte Baisse in den Anleihemärkten sehen. Umfangreiche Anlagegelder werden dann aus der platzenden Anleiheblase fliehen. Somit könnte die Zinswende im Gegensatz zur allgemeinen Annahme eine Trendwende bringen und Gold wieder zu einer echten Alternative für Anleger werden. „Eine ähnliche Situation haben wir 1979/80 erlebt, als der Goldpreis historisch am stärksten gestiegen ist. In dieser Phase hat der Goldpreis bei gleichzeitig steigenden Zinsen und fallenden Anleihekursen stark zugelegt. Die Investoren haben ihre Investments in dieser Marktphase aus Anleihen in Gold umgeschichtet“, sagt Siegel.

Verluste auch bei Platin und Palladium

Auch Platin und Palladium konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen und haben deutliche Verluste erlitten. Platin verlor 15,4 Prozent und befindet sich mit einem Kurs von 832 US-Dollar pro Feinunze auf dem tiefsten Stand seit 2008. Der größte Verlierer im November war jedoch Palladium mit einem Minus von 19,8 Prozent. Das Industriemetall konnte die kurzfristige Unterstützung durch den VW-Abgasskandal nicht nutzen und stürzte erneut ab. „Beiden Metallen fehlt momentan die klare Unterstützung aus der Industrie. Zudem wird insbesondere der Platinpreis von immer neuen Enthüllungen im sogenannten Diesel-Gate unter Druck gesetzt“, sagt Siegel. Die Aktien der Minengesellschaften folgten den physischen Metallen in den Abwärtsstrudel und gaben weiter nach. Bei den Edelmetallaktien sind zwar keine Einbrüche, aber doch deutliche Kursrückgänge zu verzeichnen.

Wenig Hoffnung bei Rohstoffaktien

„Im Sektor der Rohstoffaktien bleibt es nach wie vor trostlos. Mittlerweile müssen auch Großkonzerne wie Glencore und Lonmin ums Überleben kämpfen – zum Teil durch die niedrigen Basismetallpreise und zum Teil auch aufgrund von Missmanagement“, sagt Siegel. Die Basismetalle suchen weiter den Boden. Während Aluminium (-2,1 Prozent) und Blei (-5,1 Prozent) noch mit teilweise leichten Verlusten abschlossen, hatten Zink (-8,9 Prozent), Kupfer (-10,5 Prozent) und Nickel (-16,6 Prozent) mit Ausverkaufstendenzen zu kämpfen. „Die Händler scheinen von der Weltkonjunktur aktuell nicht viel zu erwarten. Die Signale sprechen eher für eine herannahende Rezession, als für eine baldige Erholung“, sagt Siegel abschließend. (fm)

Foto: Stabilitas

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