Der Preis für eine Unze Gold ist bereits auf einen historischen Höchstkurs von 1.470 US-Dollar gestiegen. Silber hat mit zurzeit rund 40 US-Dollar je Unze ein Niveau wie zuletzt vor 30 Jahren. Experten wie Martin Siegel, Geschäftsführer der Investmentboutique Stabilitas, sehen weiteres Aufwärtspotenzial.
„Gold hat seinen Aufwärtstrend nach einem etwas schwächeren März wieder aufgenommen und bewegt sich nun Richtung 1.600 US-Dollar“, prognostiziert der Commodities-Spezialist.
Auch bei Silber erwartet Siegel steigende Notierungen, kurzfristige Zielmarke bei 45 US-Dollar. Der Wert des Metalls hatte bereits seit Anfang März dieses Jahres um rund ein Fünftel zugelegt. Der aktuelle Preis ist der höchste seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Hauptgrund für die neuen Höchstkursen bei Edelmetallen ist laut Siegel die mit den jüngsten EZB-Hilfen für Portugal wieder aufflammende Schuldenkrise. „Die Politik der Euro-Schwächung treibt das massive Interesse an Edelmetallen“, sagt Siegel. Demgegenüber hätten die Entwicklungen in Japan keinen bedeutenden Einfluss auf Gold und Silber. „Japan war noch nie ein Goldimporteur wie China oder Indien. Deshalb rechnen wir auch in Zukunft nicht mit hohen Goldverkäufen aus Japan, um den Wiederaufbau zu finanzieren“, so Siegel.
Obwohl der japanische Produktionsstopp in einigen wichtigen Industrien nach dem Tsunami die Preise für Kupfer, Zink, Nickel und Palladium gedrückt hat, erwartet Siegel einen Wiederaufschwung: „Mittel- bis langfristig werden die Wiederaufbaumaßnahmen in Japan positiv auf Basismetalle wirken.“
Dramatisch stürzte dagegen der Uransektor ab. Der Uranpreis sank von 72 auf 60 US-Dollar je Pfund. Die Aktienkurse der Uranproduzenten haben sich im Schnitt halbiert. „Wir gehen davon aus, dass sich der Uransektor kurzfristig seitwärts entwickelt. Auch wenn der Uranbedarf über die nächsten 20 Jahre weltweit hoch bleiben wird, rechnen wir in den kommenden Wochen noch nicht mit einer deutlichen Erholung“, sagt Siegel.
Unterdessen hat sich der Aufwärtstrend für Öl, Gas und Kohle noch einmal beschleunigt. „Aktien dieser Produzenten sind deshalb in der kurzen Frist die bessere Wahl als Titel der Uranförderer. Zum einen steigt der Ölpreis aufgrund der unklaren Situation bezüglich der Zukunft des siebtgrößten Energielieferanten Libyen. Zum anderen gewinnen aufgrund des Atomunfalls im AKW Fukushima auch Gas und Kohle als Alternative zu Uran stärker an Bedeutung“, schlussfolgert Siegel. (mr)
Foto: Anne-Lena Cordts