„In Spanien wurden im Maximum 15,4 Wohnungen pro tausend Einwohner fertiggestellt und sind die ausstehenden Kredite für den Wohnungsbau auf 63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen, in Irland lag die Fertigstellungsquote sogar bei 20,9 Wohnungen und die Schuldenquote bei 72 Prozent. Demgegenüber stehen die Zeichen in Deutschland noch auf Entspannung: Zuletzt wurden gerade einmal drei Wohnungen pro tausend Einwohner fertiggestellt und lag die Schuldenquote bei 40 Prozent des BIP“, führt Braun aus.
Trotz mancher lokaler Überhitzungen in den Metropolen besteht somit noch kein massives Überangebot, das ein wesentliches Anzeichen einer drohenden Blase wäre. Im Gegenteil, viele Standorte weisen noch zu wenig Wohnungen in den gefragten Lagen auf.
Mietpreisbremse beeinflusst die Situation
Einfluss auf die künftige Preisentwicklung könnte auch die von der Politik eingeführte Mietpreisbremse haben. Demnach können die Länder für Städte oder Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten eine Deckelung der Mieten beschließen.
Dann darf die Miete bei Neuvermietung einer Wohnung maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Vermieter müssen die lokalen Mietspiegel gründlich prüfen, um gerichtliche Auseinandersetzungen mit ihren Mietern zu vermeiden. Ausgenommen sind Neubauwohnungen und umfassend modernisierte Wohnungen.
Veraltete Mietspiegel
Die Mietspiegel, an denen sich die Quadratmeterpreise orientieren müssen, sind laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) jedoch oft nicht aktuell. Oft seien die Daten bis zu vier Jahre alt.
„Heute angesagte Gegenden sind in den Mietspiegeln vielleicht noch als sozialer Brennpunkt eingepreist. Die Vermieter können also längst nicht so viel für ihre Wohnungen verlangen, wie gerechtfertigt wäre“, erklärt IW-Immobilienexperte Philipp Deschermeier. Eine mögliche Folge sei, dass Investoren verschreckt werden. Das IW Köln fordert von der Politik, den Mietspiegel mindestens alle zwei Jahre anhand aktueller Daten und angemessener Klassifikationen der Lage neu zu berechnen.
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Sollte die Mietpreisbremse zu einem Rückgang des Mietniveaus führen, so würden die gedeckelten Mieten langfristig voraussichtlich auch die Entwicklung der Immobilienpreise in gewisser Weise dämpfen. Auf der anderen Seite wirkt jedoch die hohe Immobiliennachfrage, gerade auch durch Eigennutzer, weiterhin preissteigernd.
Immobiliennachfrage bleibt hoch
Dementsprechend dürfte die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland auch in den kommenden ein bis zwei Jahren hoch bleiben. Anhaltende Niedrigzinsen und der Mangel an renditeträchtigen Anlagealternativen führen dazu, dass der Stellenwert der Immobilie als geeignete Anlage und Altersvorsorge weiter steigt.
Allerdings gibt es Anzeichen, dass das Preiswachstum in den guten Lagen der Metropolen nach den rasanten Anstiegen der vergangenen Jahre an Grenzen stößt. Anleger und Investoren werden einträgliche Objekte daher eher in den mittleren Wohnlagen wachstumsstarker Standorte oder aber an prosperierenden B-Standorten finden. (bk)
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